Sorge um austrocknende Altarme
Die alten Erftarme haben momentan wenig Wasser. Experten warnen vor Gefahren, die Tieren und Pflanzen drohen.
Grevenbroich. Angler und Naturschützer haben in den vergangenen Wochen verstärkt Alarm geschlagen: Sie sorgen sich um die Altarme der Erft, die immer öfter trocken fallen. „Damit geraten ökologisch wertvolle Lebensräume im Stadtgebiet zunehmend in Gefahr“, sagt der Umweltbeauftragte Norbert Wolf. Nicht nur Fische, Amphibien und Muscheln seien gefährdet, sondern auch selten gewordene Pflanzen wie der Fieberklee oder die Teichrose. „Das alles droht kaputt zu gehen“, meint Wolf: „Ein Fiasko.“
Fische und Amphibien nutzen die zum Teil verschlammten Gewässer, um ihren Laich abzusetzen. Weil die Erft wegen seltener Niederschläge zurzeit wenig Wasser führt, fiel zuletzt am Mittwoch ein Altarm bei Gustorf nahezu trocken, in dem Karpfen für ihren Nachwuchs gesorgt hatten. Da es in der Nacht zu gestern regnete, stieg der Pegel wieder, der Laich blieb verschont. „Zum Glück“, sagt Wolf: „Es hätte schlimmer kommen können.“ Erst vor kurzem hatte der grüne Ratsherr Dieter Dorok auf den niedrigen Wasserstand in den Altarmen an der „Schwarze Brücke“ in Kapellen hingewiesen und die Behörden alarmiert — weil er um die Existenz der dort lebenden Kammmolche bangt.
Unmittelbare Gefahr besteht aber noch nicht, sagt Volker Große, der für die Naturschutzgebiete im Kreis zuständig ist: „Das Wasser steht in dem verschlammten Gewässer etwa 30 bis 50 Zentimeter hoch — das reicht noch aus, aber die Situation ist nicht optimal.“ Besser wäre es, den Kapellener Altarm an die Erft anzubinden, um den Wasserstand zu erhöhen und eine Durchströmung herbeizuführen, die würde auch einen Teil des Schlamms wegspülen. „Das muss vorher aber gründlich untersucht werden“, sagt Große: „Die Strömung darf wertvolle aquatische Lebewesen nicht gefährden.“
Was tun mit den Altarmen in Grevenbroich? Diese Frage werden Vertreter von Stadt, Kreis und Politik am 12. Juni gemeinsam mit dem Erftverband erörtern. Eine kurzfristige Lösung hat der aber auch nicht parat, gibt Biologe Udo Rose zu.
Das Problem der Bergheimer Gewässerexperten: die Witterung. „In diesem Frühjahr ist es extrem trocken gewesen, das spiegelt sich im Wasserstand der Erft wider. Zudem leitet RWE weniger Sümpfungswasser aus dem Tagebau ein“, schildert Rose. Zwar stehe der Pegel bei Neubrück bei sechs Kubikmetern noch nicht auf Alarm, dennoch würden Altarme trocken fallen, weil sie verschlammt seien. Ausbaggern komme für den Erftverband aber nicht in Frage — weil: „Das ist extrem aufwendig und wahnsinnig teuer, weil der Schlamm als Sondermüll deponiert werden muss“, sagt Rose.
Ein Konzept, wie mit den Alterftarmen in Zukunft umgegangen werden soll, hat der Verband noch nicht. „In der nächsten Woche haben wir eine interne Auftaktveranstaltung, dann werden wir uns mit diesem Problem beschäftigen“, verrät Rose. Ob es zu einer kleinen und schnellen Lösung kommen wird, oder zu einer großen, die bis zu zehn Jahren in Anspruch nehmen könnte, steht noch nicht fest.
Klar ist aber: „Bleibt der Regen weiter aus, fallen die Altarme wieder trocken“, betont Rose. Pumpen — wie zuletzt in Gustorf — werden die Bergheimer aber nicht mehr einsetzen: „Solche Maßnahmen bringen nicht viel.“
Norbert Wolf will den Erftverband am 12. Juni dazu auffordern, die Altarme wieder an den Hauptfluss anzubinden. „Das wäre eine schnelle Lösung, die nach ein paar Handgriffen erledigt ist“, meint der Umweltbeauftragte.