Einen Blick in fremde Gärten erhaschen
Die „Offene Gartenpforte“ ermöglicht am Wochenende wieder Besuche in zahlreichen kleinen Naturparadiesen.
Neuss. Mit einem stetigen Plätschern bahnt sich der enge Bachlauf seinen Weg durch die Wiese. Ein kleiner, schwarzer Molch tummelt sich im Wasser, Bienen schwirren von Blüte zu Blüte, im Hintergrund haben Frösche ein Konzert angestimmt. Eine laue Brise wiegt die blühenden Pflanzen hin und her, aus den Baumkronen dringt ein Rascheln herab.
Dieses Natur-Idyll befindet sich nicht irgendwo außerhalb der Stadt, sondern lässt sich ziemlich genau verorten: Selikumer Weg 43, Neuss. Hier wohnen die 52-jährige Irene Schneider und ihr Mann Uwe Hertel (58). Hinter ihrem Haus öffnet sich ein für die Öffentlichkeit normalerweise verborgenes, 1100 Quadratmeter großes Gartenparadies. „Als wir vor zehn Jahren hier eingezogen sind, war die Fläche noch zugewuchert. Wir mussten erst einmal roden“, sagt Irene Schneider. 13 große Tannen hätten sie fällen und einen verfallenen Schuppen abreißen müssen, um sich Platz für ihre Träume zu schaffen.
Im Laufe der Jahre entstand auf der brachliegenden Fläche dann ein Garten, der bei manchen schon die Frage aufwarf, welcher Gartenbau-Architekt denn dabei tätig geworden sei. „Keiner, das haben wir alles in Eigenregie geleistet. Nur die Maurer- und Pflasterarbeiten haben wir machen lassen“, erklärt Schneider. Zwei Teiche — ein Naturteich, ein Fischteich — zwei Terrassen, unzählige Stauden, Gräser und Blumen, an vielen Stellen findet sich in die Beete integrierte Glaskunst. Und seit diesem Jahr auch ein Bach, der quer durch den Garten fließt und die beiden Teiche miteinander verbindet. „Der ist ganz neu, etwa 600 Arbeitsstunden haben wir da hinein gesteckt“, erklärt Schneider. Jedes Wochenende sowie montags werkelt sie an ihrem Stück Natur, immer mit tatkräftiger Unterstützung ihres Mannes. „Für uns ist das keine Arbeit, sondern Hobby. Da macht man sowas ja auch gerne und ist auch bereit, Geld dafür auszugeben.“
Wie viel die beiden in den zehn Jahren schon investiert haben, können sie gar nicht genau beziffern. Das unter anderem auch, weil sie eigentlich kein klares Konzept verfolgen. „Wir machen das, worauf wir Lust haben. Wenn wir irgendwo etwas sehen, das uns gefällt, überlegen wir, wie wir es umsetzen könnten. Das sind aber eigentlich mehr spontane Ideen“, sagt Uwe Hertel.
Am kommenden Sonntag nun werden auch andere die Gelegenheit erhalten, sich im Garten von Schneider und Hertel umzuschauen. Denn bereits zum dritten Mal nimmt das Ehepaar an der „Offenen Gartenpforte“ teil. Von 11 bis 18 Uhr werden die beiden am Sonntag Besucher empfangen. „Wir werden sicherlich auch ein paar Fragen beantworten, aber die Leute sollen hauptsächlich die Gelegenheit haben, sich selbst ein Bild zu machen“, sagt Irene Schneider. Sie rechnet mit etwa fünfzig Besuchern über den Tag verteilt. Doch selbst, wenn alle gleichzeitig kämen — eng würde es im Garten auf jeden Fall nicht werden.