Baubeginn für das Flüchtlingsheim
NRW-Innenminister Ralf Jäger bezeichnete das Projekt gestern vor Ort als eine Vorzeigeeinrichtung.
Neuss. Acht Wohnhäuser, ein großes Kopfgebäude mit Gemeinschaftseinrichtungen und vier Versammlungshäuser: „Die neue Landeseinrichtung wird eine der modernsten und städtebaulich ansprechendsten in ganz Nordrhein-Westfalen“, sagt NRW-Innenminister Ralf Jäger. Er war gestern zum ersten Spatenstich der neuen Flüchtlingsunterkunft an die Neusser Rennbahn gekommen.
Das Übergangsheim, das vom Neusser Bauverein gebaut und an das Land vermietet wird, soll bis zu 800 Menschen aufnehmen können. Geplant wird allerdings mit 500 Regelplätzen — wie bislang in der auslaufenden Einrichtung im ehemaligen Alexianer-Krankenhaus. „Die Planung ist gut gemacht und überzeugend“, lobte Jäger. „Es wird eine Vorzeigeeinrichtung für NRW.“ Man habe sich viele Gedanken zu der neuen 29 Millionen Euro teuren Anlage gemacht, in der Flüchtlinge für die Erstaufnahme nur zwei bis vier Wochen leben, erklärte Architekt Markus Schmale. „Die Einrichtung soll den Menschen, die traumatisiert aus den verschiedensten Ländern hier ankommen, Wertschätzung signalisieren.“ Dazu trage auch das parkähnliche Umfeld bei. „Wir schaffen auf dem Gelände sowohl Einzelhausstrukturen als auch Versammlungsorte.“ Das Kopfgebäude zwischen Stresemannallee und Obertorweg biete Platz für Speisesaal, Arzträume, eventuell ein Café. „Ein Großteil der Gebäude sind barrierefrei“, sagte Schmale.
Entlang des Hauptweges in der Anlage seien vier Gebäude als Versammlungsorte vorgesehen. „Zum Beispiel für verschiedene Religionsgemeinschaften.“ Die Zimmer in den Wohngebäuden ließen sich flexibel belegen und böten auch Platz für Großfamilien. Darüber hinaus gebe es einen großen und einen kleinen Platz, Spielflächen sowie eine große Bewegungsfläche, auf der die Menschen Sport treiben könnten. „Die Mittelachse ist sehr schön“, sagte Bürgermeister Herbert Napp (CDU). Er begrüßte zudem, dass die acht Wohngebäude relativ klein seien. Die Stadt Neuss profitiert selbst von dem neuen Heim. „Würde die Einrichtung des Landes NRW nicht vom ,Alex’ an die Rennbahn umziehen, müssten wir in kürzester Zeit über 500 Flüchtlinge zusätzlich dezentral in stadteigenen Einrichtungen, die es heute noch nicht gibt, unterbringen“, erklärte der Landtagsabgeordnete Reiner Breuer (SPD). Ende 2016 soll das neue Heim fertig sein, kündigte Dirk Reimann vom Vorstand des Neusser Bauverein, an.
Mit den Alexianer-Brüdern sei man in Verhandlungen, bis dahin die Flüchtlinge im „Alex“ für die Erstaufnahme weiter unterzubringen, berichtete der stellvertretende Bürgermeister, Thomas Nickel. „Bis Mitte nächsten Jahres klappt es auf jeden Fall.“ Innenminister Ralf Jäger hält Neuss nicht nur für die neue Anlage für vorbildlich. „Ich bin der Stadt sehr dankbar, dass sich der Rat einstimmig für die neue Einrichtung entschieden hat und es keine parteipolitischen Auseinandersetzungen gab“, sagte er. Dies wünsche er sich auch in anderen Städten.