Breuer rechnet mit Stichwahl
Reiner Breuer ist Hoffnungsträger der SPD.
Neuss. Die Ruhe vor dem Sturm. SPD-Chef Benno Jakubassa sammelt derzeit für die entscheidenden Wochen vor der Wahl am 13. September Kraft an der Côte d’Azur. Doch auch wenn der Vorsitzende in Urlaub ist, stockt die Arbeit nicht. „Die Partei steht unter Dampf“, sagt Reiner Breuer (46). Der Herausforderer, der als erster Sozialdemokrat Bürgermeister der Stadt Neuss werden will, und seine Mitstreiter sind dabei, den Wahlkampf intern vorzubereiten.
Mit der öffentlichen Offensive lasse man sich noch etwas Zeit: „Nicht der, der als Erster losläuft ist auch als Erster am Ziel.“ Breuer will mit seinen Kräften haushalten. Der Weg sei lang und er sei auf eine Stichwahl eingestellt, denn es sei ja möglich, dass er im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit noch nicht hole. Was selbstbewusst klingt, hat auch einen realen Hintergrund. Alle politischen Beobachter sind sich einig, dass kein Sozialdemokrat nach dem Zweiten Weltkrieg so aussichtsreich nach dem Neusser Bürgermeisteramt gegriffen hat wie Reiner Breuer — wie groß sein Chance auch immer sein mag. Die CDU stellte seit dem Kriegsende alle Bürgermeister. Seit 1998 ist Herbert Napp (68) der Erste Bürger der Stadt, der aber im Herbst aus Altersgründen nicht mehr antritt. Und gegen Napp schaffte Breuer vor sechs Jahren einen Achtungserfolg: Er unterlag zwar mit 33,1 zu 44,9 Prozent, doch er hätte den Amtsinhaber, der 2004 noch mit 66,2 Prozent triumphiert hatte, in eine Stichwahl gezwungen — die seinerzeit aber auch für den Fall nicht vorgesehen war, dass kein Kandidat im ersten Anlauf die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen kann.
Seine Meisterprüfung legte Breuer drei Jahre später ab. Da jagte er mit 36,7 Prozent der Erststimmen völlig überraschend dem CDU-Favoriten Jörg Geerlings (36,2) das Direktmandat bei der Landtagswahl ab. Seither trauen viele Neusser dem Juristen zu, auch die Bürgermeister-Wahl zu gewinnen. Den Mitbewerber, den es für Breuer zu schlagen gilt, den stellt die CDU: Thomas Nickel (67), stellvertretender Bürgermeister in der Amtszeit von Herbert Napp. Wenn Reiner Breuer eine erste Positionierung im Wahlkampf vornimmt, dann spricht er respektvoll von seinem Mitbewerber: „Die Konkurrenz schläft nicht.“
Reiner Breuer bereitet nicht allein seinen Wahlkampf vor. Engster Vertrauter ist Parteichef Benno Jakubassa, aber auch erfahrene Mitstreiter wie Kreistagsabgeordnete Astrid Westermann und Ratsherr Michael Ziege arbeiten für ihn.
Zudem lässt sich Reiner Breuer von einer „externen Agentur professionell“ beraten. Er schätzt es, „bewährte Kräfte“ um sich zu haben und sagt: „Es ist ja auch nicht schlecht, wenn man ab und zu auf seine Frau hört ...“ Mit welchen Themen er punkten will, lässt Reiner Breuer noch offen. Bekannt ist sein Engagement für soziale Gerechtigkeit, für bezahlbaren Wohnraum und damit verbunden auch sein Tritt auf die „Mietpreisbremse“. Ganz wichtig ist ihm auch der direkte Kontakt zu den Neussern: „Ich bin überrascht, wie viel Zuspruch ich höre.“