Bayer Dormagen baut jetzt auf die Erfahrung des Co-Trainers

Tobias Plaz übernimmt als Interimstrainer des TSV Bayer Dormagen heute die Verantwortung.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Dormagen. Die Situation ist neu: 13 Trainer haben sich in den vergangenen 30 Jahren daran versucht, das Handballschiff des TSV Bayer Dormagen zu steuern. Sieben davon haben das Ruder vorzeitig aus der Hand gelegt, doch nur einer tat dies freiwillig — Jörg Bohrmann, der sich am Montagabend von der Mannschaft des Zweitliga-Schlusslichts verabschiedete.

Seither hat Tobias Plaz versucht, seine ehemaligen Mitspieler auf das heutige Heimspiel (19 Uhr, TSV-Bayer-Sportcenter) gegen die DJK Rimpar vorzubereiten. Doch für den Co-Trainer soll dieses Engagement möglichst bald enden: „Erstens bin ich kein Trainer, ich habe ja auch keinen Trainerschein, sondern lebe von meiner Erfahrung als Spieler“, sagt der 34-Jährige, der 13 Jahre lang auf Rechtsaußen und Halbrechts für den TSV auflief und Anfang Juni höchst emotional verabschiedet wurde, „zweitens leiden im Augenblick meine andere wichtige Tätigkeit für den Verein und meine Familie darunter“, sagt der zweifache Vater, der das Marketing der Bayer-Handballer leitet.

Ob er nur heute oder auch in den folgenden drei Spielen bis zur Osterpause — am Mittwoch in Emsdetten, am kommenden Sonntag (20.) gegen Eintracht Hagen und am Gründonnerstag (24.) gegen Rostock als „Chef“ auf der Bank sitzen wird, weiß zur Zeit keiner. Auch Björn Barthel nicht. „Wir sind in Gesprächen in verschiedene Richtungen,“ sagt der Handball-Geschäftsführer. Priorität habe „eine Lösung für den Rest der Saison“, im Idealfall sei diese auch diejenige, „mit der wir uns neu aufstellen werden für die Zukunft.“ Allerdings, daraus macht er kein Hehl, sei das Ganze „aufgrund der Rahmenbedingungen nicht einfach“. Will heißen: Auch in Sachen Trainer ist das Geld knapp am Höhenberg, dürften zusätzliche Ausgaben für einen „Feuerwehrmann“ nicht drin sein. Was erklärt, warum erstmals bei einem Trainerwechsel nicht gleich ein Nachfolger präsentiert wurde, obwohl der Trainermarkt durchaus einige Anwärter in Warteposition hergibt.

Nun muss eine Interimslösung nicht gleich die schlechteste sein, die Handballfreunde Springe haben es mit dem vom Co- zum Cheftrainer beförderten Slava Gorpishin gerade, unter anderem zum Leidwesen des TSV Bayer, vorgemacht. Und Tobias Plaz hat ja mit dem 23:22 über die SG Bietigheim schon einen Sieg gefeiert, als Jörg Bohrmann krankheitshalber mehr oder weniger inaktiv nur auf der Bank saß.

Damals stand ihm ein vergleichsweise üppiger Kader zur Verfügung, „heute müssen wir eng zusammen stehen“, sagt Plaz. Denn es fehlen nicht nur weiterhin die Dauerverletzten Pascal Noll, Sergio Muggli und Kevin-Christopher Brürer, es kommt auch keine Auffrischung aus der A-Jugend, denn die hat heute Nachmittag (16.30 Uhr) das um den Einzug ins DM-Viertelfinale entscheidende Bundesliga-Gipfeltreffen bei GWD Minden vor der Brust. Trotzdem will Plaz versuchen, auf die Karte Tempo-Handball zu setzen, „daran haben wir unter der Woche gearbeitet.“ An sich kein unkluger Schachzug, bestreiten die Gäste heute das siebte Pflichtspiel innerhalb 20 Tagen. „Unter normalen Umständen wären wir sicher Favorit“, sagt deshalb Trainer Matthias Obinger, „aber mittlerweile haben wir kaum noch Spieler, die sich nicht mit irgendwelchen Verschleißerscheinungen herumplagen.“ Neben dem Tempo hat Plaz seinen Schützlingen noch eines zu vermitteln versucht in seiner ersten Woche als Chefcoach: „Wir dürfen nicht nach zwei Fehlwürfen den Kopf hängen lassen und das Spiel abschenken.“ Klingt auch nicht ganz unklug.