Berufsparcours führt Schüler an verschiedene Jobs heran
Unternehmen der Region präsentierten sich an der Gesamtschule Erft. Sie erklärten den Jugendlichen ihre Tätigkeiten.
Neuss. Ilayda hält eine Spritze in der Hand. Gleich wird die 16-Jährige zum ersten Mal eine Injektion setzen. „Erst die Hautfalte bilden, dann im 90 Grad-Winkel einstechen“, erklärt ihr Anette Lambertz, Lehrerin für Pflegeberufe an der St.-Elisabeth-Akademie. Zum ersten Mal ist sie bei dem Berufsparcours in der Gesamtschule an der Erft mit einem Übungsstand vertreten. Ilayda beugt sich über die Gummipuppe und setzt bedächtig die Spritze an: „Sehr gut“, lobt Lambertz die Schülerin.
Mehrere Unternehmen aus der Region sind in der Schulmensa zusammen gekommen: Jugendliche aus sechs Neusser Schulen können an jenem Vormittag 17 verschiedene Berufe kennenlernen. Das Besondere: Anders als bei anderen Messen, bekommen die Schüler nicht nur Broschüren überreicht, sondern können bei den Betrieben anhalten und die Tätigkeiten gleich praktisch ausprobieren. So ist die Mensa erfüllt von geschäftigem Gemurmel, konzentriert arbeiten die Schüler an Laptops, schrauben Modelle zusammen oder lernen Spritzen zu setzen. Zur Seite stehen ihnen Mitarbeiter und Auszubildende, die ihnen allerhand über ihren Beruf erzählen.
Die Idee für den „Berufsparcours“ hatte das Technikzentrum Minden-Lübbecke, das ihn bundesweit anbietet. Schon vor Jahren habe Geschäftsführerin Karin Ressel gemerkt, dass sich die Akquise von Auszubildenden verbessern ließe. Die Unternehmerschaft Niederrhein und das Schulverwaltungsamt der Stadt Neuss sorgen dafür, dass der Berufsparcours auch in der Region Neuss stattfinden kann. 408 Schüler, aufgeteilt in Gruppen, sind es in diesem Jahr, die an dem Programm teilnehmen. Angeboten wird es für die Jahrgangsstufen 9 und 10 — also jene Klassen, die am Übergang zum Berufsleben stehen.
„Sie lernen in kurzer Zeit viele Firmen kennen“, sagt Ute Neef vom Schulverwaltungsamt Neuss. Gleichzeitig sei es auch ein gegenseitiges Kennenlernen. Nicht nur die Schüler entdecken, welche Ausbildungsmöglichkeiten es in ihrem Umfeld gibt, sondern auch die Betriebe nutzen die Gelegenheit, um auf sich aufmerksam zu machen und können gleichzeitig sehen, welche Jugendlichen Talent haben. Bei Interesse können die Schüler ein selbstgemachtes Visitenkärtchen bei dem Betrieb hinterlegen und anschließend ein Praktikum machen oder gar eine Ausbildung beginnen.
Nemanja, Marko und Fabian von der Maximilian-Kolbe-Schule schrauben konzentriert beim Maschinenbauunternehmen „Benhil“ einen Blockabschieber zusammen und erfahren unter anderem von Marc Jagusch allerhand über die Ausbildung zum Industriemechaniker. Vor einigen Jahren saß auch er bei dem Berufsparcours am Tisch von „Benhil GmbH.“ Mittlerweile ist er dort im dritten Lehrjahr. „Der Tag bietet viele Chancen, die man nutzen sollte“, sagt er.
Vielleicht wird auch die 16-jährige Ilayda später andere Schüler an einem Stand beraten. Ihre erste Visitenkarte hat sie auf jeden Fall weitergegeben.