Erste Bildungskonferenz in Neuss Schulen sollen Kinder vor Gewalt schützen
Neuss · NRW-Bildungsministerin Dorothee Feller sagte bei der ersten regionalen Bildungskonferenz Hilfe zu.
(-nau) Dunkelfeldstudien belegen: In jeder Schulklasse sitzen durchschnittlich zwei Kinder, die Opfer von Gewalt oder sexuellem Missbrauch geworden sind. „Helfen Sie, diese Kinder von ihrem Martyrium zu befreien“, appellierte die Neusser Schuldezernentin Christiane Zangs am Mittwoch an 250 Lehrer, Sozialpädagogen und Mitarbeiter von Jugendämtern im Kreis, die sich im Zeughaus einen Tag lang mit dem Thema „Kinder- und Jugendschutz“ beschäftigten. Denn die Themen Kinderschutz wie auch Bildung, ergänzte Landes-Bildungsministerin Dorothee Feller, seien nicht Aufgabe einzelner Institutionen, sondern der Gesamtgesellschaft.
Schulen sollen
Schutzkonzepte entwickeln
Die Ministerin hatte sich Zeit zur Teilnahme an der ersten regionalen Bildungskonferenz genommen. Vor drei Jahren war der Vertrag zur Gründung einer solchen Bildungskooperation geschlossen worden, sagte Feller, seitdem sei „ein wichtiges Netz für Kinder und Jugendliche gespannt“ worden. Feller hätte gerne über das Ergebnis einer aktuellen Studie über die Lese-, Rechen- und Schreibfähigkeiten der Viertklässler gesprochen, in der NRW wieder im Schlussdrittel gelandet ist. Das will sie nachhaltig ändern, kündigte die erst im Juni ins Amt gekommene Ministerin an. Das Thema am Mittwoch war aber mindestens ebenso dringlich, denn alle Schulen sind aufgerufen, Konzepte zum Schutz der Kinder vor Missbrauch und Gewalt zu erarbeiten. Diese sollen die Schulen zu einem Teil in einem Netzwerk der Hilfe machen – und das Land unterstütze diese dabei. „Ohne Kindeswohl und die Gestaltung eines bestärkenden Lernumfeldes ist Bildung nicht möglich“, unterstrich Landrat Hans-Jürgen Petrauschke die Bedeutung.
Die erste Bildungskonferenz in Präsenz war geprägt durch die Arbeit in vielen Workshops, gegenseitiges Kennenlernen – und ein Fachreferat, für das Professor Jörg Fegert gewonnen werden konnte. Der Leiter der Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Ulm machte die Arbeit an solchen Netzwerken dringlich. Nur zehn Prozent aller Kinder, die akut Hilfe benötigen, bekämen diese auch zeitnah, sagte er. „Die Wege sind viel zu lang“, urteilte der Experte, der NRW dafür loben konnte, als erstes Bundesland flächendeckend Traumaambulanzen etabliert zu haben. Richtig aufgesetzt, warb er in Richtung der Lehrer im Saal, eigne sich ein Schutzkonzept gegen Missbrauch als Leitbild für eine Schule – und Ausdruck ihrer Haltung.