Binnenschifffahrt im Rhein: Kaum Wasser unterm Kiel
Die lange Trockenheit im November macht Binnenschiffern zu schaffen.
Neuss. Der trockene Herbst stellt die Binnenschifffahrt im Rhein vor massive Probleme. Der Pegelstand lag in Düsseldorf am Donnerstag bei 57 Zentimetern, die Fahrrinne war noch knapp zwei Meter tief.
Die Schiffe voll zu beladen, verbietet sich bei diesen Werten. „Halbe Ladung, mehr ist momentan nicht möglich. Das heißt für die Verlader: Sie müssen die doppelte Menge an Schiffen einsetzen, was natürlich teurer wird“, erklärt Rainer Schäfer, Geschäftsführer der Neuss Düsseldorfer Häfen.
Damit nicht genug: Um die Kosten zu minimieren, seien die Logistikunternehmen dazu übergegangen, Material auf die Bahn oder Lastwagen zu verlagern. „Und die Erfahrung lehrt, dass es sehr schwierig ist, das wieder rückgängig zu machen. Bei der Schiene mag das noch funktionieren, bei der Straße eher nicht“, sagt Schäfer.
Große Sorgen mache man sich im Neusser Hafen nicht so sehr um die aktuelle Lage. „Die langfristige Perspektive ist viel schlimmer. Dass es bei uns jetzt regnet, hat keinen großen Einfluss auf den Pegelstand“, so der Geschäftsführer. Europa stehe nach wie vor unter einem stabilen Hochdruckeinfluss.
„Das bedeutet, dass die Nebenflüsse keinen Nachschub an Wasser liefern können. Der Bodensee beispielsweise weist deutlich weniger Wasser. Da kommt nichts nach, und das spüren auch wir hier.“ Schäfer befürchtet daher, dass der Normalzustand nicht vor Ende Januar erreicht sei.
Damit eine Verbesserung für die Binnenschifffahrt eintrete, müssten in den kommenden Wochen vor allem zwei Dinge eintreten: „Die Niederschlagsquote insbesondere in Süddeutschland muss sich deutlich erhöhen. Und am besten wäre es, wenn es dann noch schneit, so dass die Flüsse mit Schmelzwasser aufgefüllt werden“, erläutert Rainer Schäfer.
Der geringste jemals in Düsseldorf gemessene Pegelstand beträgt 39 Zentimeter, das war im September 2003. Das es so weit kommt, ist zwar nicht zu befürchten, doch die Bundesanstalt für Gewässerkunde geht davon aus, dass aus den von Schäfer genannten Gründen der Wasserstand eher noch weiter sinken könnte.
Offizielle Vorgaben gibt es für Binnenschiffer nicht. Kapitäne und beteiligte Firmen müssen sich selbst informieren und entsprechend verhalten, damit sie nicht auf Grund laufen. Schifffahrtsunternehmen haben bei Niedrigwasser aber einen finanziellen Rettungsschirm, auf den sie zurückgreifen können.
Laut dem Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt ist es bei längerfristigen Verträgen üblich, einen so genannten Kleinwasserzuschlag einzubauen. Damit verpflichtet sich der Auftraggeber, für den entsprechend aufwändigeren Transport seiner Ware mehr als bei normalem Wasserstand zu zahlen.