Bizarre Unterwasserwelten: Hauswand wird zur Leinwand
Künstler Mariusz Waras hat eine Hausfassade bemalt. Die Alte Post zeigt eine korrespondierende Ausstellung.
Neuss. Mariusz Waras ist kein besonders sesshafter Mensch. Wie ein Getriebener bereist der in Danzig geborene Künstler die Metropolen der Welt, immer auf der Suche nach Flächen, die er gestalten kann.
Der urbane Raum hat es ihm angetan, er greift die architektonischen Strukturen in seiner Kunst auf, interpretiert und belebt sie. Mittlerweile hat sich der studierte Grafiker international einen Namen in der Szene gemacht, sodass er überwiegend auf Einladung reist und arbeitet.
Klaus Richter, Kurator der Alten Post, ist es gelungen, den Rastlosen nicht nur für die Gestaltung eines großflächiges Wandbildes am Hamtorwall zu gewinnen, sondern auch noch für eine korrespondierende Ausstellung in der Alten Post. „Ich bin sehr froh, dass wir ihn nach Neuss bekommen haben“, sagt Richter, „normalerweise lautet seine Antwort stets ,No time‘.“
„Akwanauta“ (polnisch für Tiefseetaucher) heißt die eigens für die Räume an der Neustraße konzipierte Schau, die Besuchern einen erweiterten Blick auf die Kunst Mariusz Waras’ und seine Arbeitsweise erlaubt. Seine großflächigen Malereien erinnern in ihrer Ästhetik auf den ersten Blick an Polit-Propaganda des ehemaligen Ostblocks. Und doch bestehen diese monumental anmutenden Bilder aus vielen einzelnen, sorgfältig aneinandergesetzten Elementen.
Die Ideen zu seinen Werken setzt der 34-Jährige am Computer um und fertigt aus den Entwürfen Papierschablonen, die „Stencils“, an. Mit der Sprühdose werden die Elemente auf die Wand übertragen, mit verblüffender Sicherheit und Geschwindigkeit. Abseits der Arbeit mit den Stencils malt er frei und schafft so Verbindungen zwischen den Elementen.
Für „Akwanauta“ ließ Waras bizarre Unterwasserszenen entstehen, die den Betrachter in eine Welt irgendwo zwischen Kapitän Nemos Reich und Atlantis entführen. Da schwimmen torpedoähnliche Sägefische und gigantische havarierte Schiffe, die an die Titanic erinnern, stapeln sich auf dem Meeresboden.
Wuchtige schwarze Linien wechseln sich mit meergrünen und weißen Flächen ab, es entsteht eine ganz eigene unverwechselbare Bildsprache, der „M-City-Style“ eben. Wer die Arbeiten in Neuss gesehen hat und irgendwo auf der Welt auf ein Wandgemälde von Mariusz Waras trifft, wird sofort seine Handschrift erkennen.
Die Ausstellung ist noch bis zum 2. September zu sehen. Danach werden die Werke unwiderruflich übermalt und sind lediglich auf Fotos dokumentiert. Diese sind dann nur noch im zur Ausstellung erscheinenden Katalog zu sehen und auf: