Erfolgreiche Bombenentschärfung Evakuierung verläuft problemlos
Neuss · Fünf mögliche Bombenfunde standen am Donnerstagmorgen noch im Raum – am Ende musste lediglich ein Blindgänger entschärft werden. Die Evakuierung sollte reibungslos verlaufen.
Als um kurz nach 16 Uhr ein Knall nahe dem Alexianerplatz zu hören ist, besteht kein Grund zur Sorge. Schließlich handelt es sich um die geplante Sprengung des Zünders einer britischen Fünf-Zentner-Bombe, die am Donnerstag im Zuge der aufwendigen Sondierungsmaßnahmen vorgenommen wurde. Mit insgesamt fünf Verdachtspunkten war der Kampfmittelbeseitigungsdienst am Donnerstag in den Tag gestartet – an lediglich einer Stelle sollte er letztlich fündig werden. Bei zwei möglichen Fundorten – diese waren an der Hellersbergstraße – erwies sich die Suche jedoch als äußerst zeitintensiv. Nach stundenlanger Sondierung erwiesen sich die potenziellen Blindgänger als Metallschrott. Die Fünf-Zentner-Bombe, die zuvor entschärft wurde, war somit der einzige Ernstfall. Um kurz nach 17 Uhr wurden alle Sperrungen aufgehoben und alle Menschen – rund 6000 waren betroffen – konnten in ihre Wohnungen zurück.
Die hartnäckige Suche an der Hellersbergstraße sollte jedoch so gut wie das einzige Problemfeld am Donnerstag bleiben. Keine Selbstverständlichkeit – so musste im Vorfeld der Entschärfung eine der größten Evakuierungsaktionen in der Stadt von langer Hand geplant und umgesetzt werden. Die verlangte nicht nur Feuerwehr, Stadt, Hilfsorganisationen und Co. so einiges an Organisationsgeschick ab, sondern auch den Verantwortlichen der St.-Augustinus-Gruppe, die nämlich gleich mehrere Einrichtungen im betroffenen Gebiet hat. Bereits am Mittwoch waren deshalb erste Patienten des Alexius/St.-Josefkrankenhauses in andere Kliniken gebracht worden. Am Donnerstag ging es dann am frühen Morgen weiter – so auch im Seniorenheim Johannes-von-Gott-Haus. Um kurz vor 9 Uhr sitzt Huberta Winzen mit fertig gepackter Tasche in ihrem Zimmer und strahlt. „Am besten immer gut“, antwortet sie kess auf die Frage, wie es ihr geht. Wenige Minuten später wird die 91-Jährige ins Alexander-von-Humboldt-Gymnasium gefahren, wo eine Aufenthaltsmöglichkeit für die Senioren geschaffen wurde – andere Bewohner und Patienten der St.-Augustinus-Gruppe kamen zudem in andere Einrichtungen und Kliniken (darunter das Lukaskrankenhaus, das „Etienne“ und die Klinik Königshof in Krefeld), weitere wurden wiederum von Angehörigen abgeholt. Was bei Huberta Winzen zum Zeitvertreib nicht fehlen durfte: Ihr Sudoku-Buch. „Wir wurden im Vorfeld sehr gut informiert und sind zuversichtlich“, sagte auch Bewohner Friedemann Müller (87) bevor es für ihn auf „kleine Reise“ ging.
Die intensive Planung aller Beteiligten sollte dazu führen, dass die Evakuierung quasi verzögerungslos erfolgen konnte. Holger Lachmann, Ordnungsdezernent der Stadt Neuss, war in der Einsatzleitstelle an der Humboldtstraße deshalb voll des Lobes. Wie Feuerwehrsprecher Christian Franke am frühen Abend bilanzierte, hätten wie Anwohner bestmöglich kooperiert. Nur einige wenige hätten sich nach der Sperrung noch im Evakuierungsbereich befunden – allerdings lediglich aus Unwissenheit und nicht als bewusstes Störfeuer. Dass das keine Selbstverständlichkeit ist, haben vergangene Evakuierungsaktionen immer wieder gezeigt. Zum Beispiel verzögerte sich die Entschärfung einer Fünf-Zentner-Bombe Mitte vergangenen Jahres in der Nordstadt immer wieder wegen uneinsichtiger Personen.
Auch das Dorint-Hotel musste seine Gäste am Donnerstag mehrere Stunden nach draußen bitten, diese waren zuvor mit knallgelben Aushängen über die Maßnahmen informiert worden, ein hohes Maß an Einschränkungen kam auch auf Nutzer des ÖPNV zu. Von all dem Trubel ließ sich Kiosk-Besitzer Xhavit Ahmeti nichts anmerken. „Ich mache hier um 12 Uhr zu und fahre dann mit meiner Familie nach Roermond shoppen“, sagte der 43-Jährige schmunzelnd.