Galeria-Standort Neuss Trotz beschlossener Schließung: Galeria-Beschäftigte folgen Streikaufruf

Neuss · Obwohl die Schließung des Neusser Kaufhofs beschlossen ist, streiken die Mitarbeiter – und hoffen weiter.

Beschäftigte des Kaufhofs streiken vor ihrer Filiale in Neuss. Verdi hatte in mehreren Bundesländern zum Streik aufgerufen.

Foto: Susanne Zolke

„Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Arbeit klaut!“ Etwa 20 Mitarbeitende der Galeria Kaufhof haben am Mittwoch ihre Arbeit niedergelegt und vor ihrem Arbeitsplatz lautstark gestreikt. Gegen 10 Uhr bauten sie sich mit Schildern, auf denen „Leben statt Leerstand“ stand, vor dem Gebäude auf. Die Türen des Warenhauses blieben für die davorstehenden Kunden vorerst geschlossen.

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) hatte die Beschäftigten in mehreren Bundesländern zum Warnstreik aufgerufen. Die Beschäftigten wollen mit den Aktionen den Druck in den feststeckenden Tarifverhandlungen erhöhen. „Wir fordern die Anerkennung der regionalen Flächentarifverträge des Einzelhandels“, sagt Guido Meinberger, Gewerkschaftssekretär linker Niederrhein bei Verdi. Auch wenn die Schließung der Neusser Filiale beschlossene Sache ist, kämpfen die Mitarbeitenden für die Rückkehr in die Tarifbindung. „Die Tarifverhandlungen kommen auch uns zugute, weil sie in die Arbeitslosengeldberechnung einfließen und wir dann ein höheres Arbeitslosengeld erhalten“, sagt Betriebsratsmitglied Veronika Thanopoulos. „Wir hoffen natürlich, dass der Vermieter einen Nachfolger sucht und es an diesem Standort irgendwie weitergeht. Leerstand tut niemandem gut.“ André Holst, ebenfalls unter den Streikenden und seit 16 Jahren im Warenservice tätig, äußert vorsichtig die Hoffnung, dass das Haus doch noch von der Streichungsliste genommen werden könnte. „Das wäre auch für die umliegenden Einzelhändler von großem Vorteil, ich habe Kontakt zu einigen, die machen sich wirklich
Sorgen.“

Auch Hildegard Gossens-Kirchhof befindet sich unter den Streikenden, seit Oktober vergangenen Jahres ist sie in Rente. „Ich war 46 Jahre lang hier beschäftigt, möchte mich heute mit meinen ehemaligen Kollegen solidarisieren.“ Die etwa 20 Streikenden harren trotz des Regens aus und agieren überzeugt für ihr Anliegen. „Aber von drinnen wird Druck gemacht, das ist eine Sauerei“, so ein Teilnehmer. Vereinzelt möchten Kolleginnen und Kollegen dem Druck nicht weiter standhalten und wählen den Weg aus dem Streik in das Haus.

Gegen 10.30 Uhr öffnen sich dann auch die Türen der Galeria und die noch wartenden Kunden können hereingehen. Unter ihnen ist auch Cäcilia Döhlings, die noch schnell die Petition der Streikenden unterschreibt. „Ich habe großes Verständnis für die Mitarbeiter und dass sie sich wehren. Es ist ganz schlimm, dass der Standort geschlossen werden soll, meine ganze Familie wird das hier alles sehr vermissen.“