BUND zeigt Stadt wegen Kröten an
Viele Tiere sterben, weil sie bei ihrer Wanderung ungeschützt den Tribünenweg queren müssen.
Grevenbroich. Rolf Behrens vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) wird Anzeige gegen die Stadt erstatten. Weil sie den Tribünenweg nicht sperrt, will er nun die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach einschalten. Sein Vorwurf: „Obwohl die Verwaltung zum Artenschutz verpflichtet ist, nimmt sie sehenden Auges in Kauf, dass auf der Straße einige hundert Amphibien totgefahren werden.“
Rolf Behrens, BUND
Behrens hat die Verantwortlichen im Rathaus zwar zum Handeln aufgefordert, bislang jedoch ohne Erfolg. Nach Darstellung des BUND liegt der Tribünenweg inmitten eines der größten Amphibien-Lebensräume des Rhein-Kreises. Im Frühjahr, sobald es das Wetter zulässt, wandern Kröten, Molche und Frösche aus dem Bend zu ihren Laichgewässern. „Wir reden hier über einige tausend Tiere, die sich auf den Weg zu den ehemaligen Klärteichen der Zuckerfabrik machen“, schildert Behrens.
Der Umweltschützer hat die Stadt bereits in der Freitagnacht alarmiert, nachdem die Amphibien-Wanderung bei feuchtem Wetter und Temperaturen um die Zehn-Grad-Marke einsetzte. „Da schon etwa 20 Tiere überfahren worden waren, habe ich den Bereitschaftsdienst verständigt und ihn gebeten, den Tribünenweg zu sperren. Doch das ist bis heute nicht geschehen“, ärgert sich Rolf Behrens. Durch die wieder kälter gewordenen Nächte sei die Wanderung zwar zwischenzeitlich gestoppt worden — doch: „Die Tiere sitzen auf heißen Kohlen. Sobald die Temperaturen stimmen, ziehen die los“, sagt Behrens.
Die Stadt sei zwar am Krötenschutz interessiert, doch eine Sperrung ist zurzeit nicht drin, signalisierte gestern Rathaussprecher Andreas Sterken. Seine Begründung: „Weil die Kreisstraße 10 wegen Bauarbeiten bis zum 2. März voll gesperrt ist, dient der Tribünenweg als eine bedeutende Umleitungsstrecke.“ Er müsse daher unbedingt für den Verkehr offen gehalten werden. Sterken sicherte aber zu, dass in der Nacht zum 3. März dort wieder Sperrbaken für den Krötenschutz aufgestellt werden können. „Bis dahin werden Mitarbeiter der Umweltstation ,Schneckenhaus’ vor Ort die Situation intensiv beobachten und mit der städtischen Verkehrslenkung in ständigen Kontakt bleiben“, so der Rathaussprecher.
Das aber reicht Rolf Behrens nicht aus: „Wenn die Straße offen bleiben muss, dann sollte schnellstens ein Zaun gebaut werden — damit die Amphibien vom Überfahren geschützt werden“ , sagt er. Der Naturfreund denkt dabei an einen ähnlichen Schutzzaun wie er entlang der Kreisstraße 10 errichtet wurde. Obwohl: Ganz zufrieden ist der BUND nicht damit. „Rhein-Kreis und Erftverband reißen in einer Gemeinschafts-Aktion die gesamte Straße auf und verpassen dabei die einmalige Gelegenheit, dauerhafte Amphibienschutz-Tunnel zu errichten — und das, obwohl die Bezirksregierung bereits Fördergelder für ein solches Projekt in Aussicht gestellt hat“, berichtet Behrens kopfschüttelnd.
In den vergangenen Jahren hatte der BUND bereits mehrfach die Stadt wegen Fehler beim Krötenschutz am Tribünenweg angezeigt — jedoch ohne Erfolg: „Alle Verfahren wurden nach drei Monaten wieder eingestellt“, so Behrens.