BvS-Schüler prüfen die Landtagskandidaten

Die Einladung des AfD-Kandidaten Jürgen Heuchling war bis zuletzt umstritten.

Foto: Anja Tinter

Nievenheim. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl am 14. Mai bei den Erstwählern in Dormagen signifikant höher sein wird, ist mit dem gestrigen Tag gestiegen. Dieser Überzeugung ist Yasmin Gassner, Schülersprecherin der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule. „Die Veranstaltung hat auf jeden Fall etwas gebracht. Wir Schüler brauchen mehr Informationen als nur Plakate“, sagte sie. Wie Politiker ticken, die bei der kommenden Landtagswahl in diesem Wahlkreis antreten, erfuhren die rund 250 Oberstufenschüler bei der einzigen Podiumsdiskussion dieser Art in der Stadt. Im Vorfeld hatte es Diskussionen um die Teilnahme der AfD gegeben: Über das Internet wurden Unterschriften gesammelt, um die Teilnahme zu verhindern. Schulleiter Dirk Rimpler wurde noch tags zuvor per E-Mail von den Linken aufgefordert, die AfD wieder auszuladen. Für Yasmin Gassner war es „richtig, den Schülern die Argumente aller Parteien zu bieten, damit sie sich ein eigenes Bild machen können“.

In der BvS-Aula diskutierten die lokalen Kandidaten Rainer Thiel MdL (SPD), Hans Christian Markert MdL (Grüne), Karlheinz Meyer (FDP), Joachim Paul MdL (Piraten) und Jürgen Heuchling (Afd) sowie Marcus Glöder (Linke) und die stellvertretende Landesvorsitzende Ina Scharrenbach (Letztere vertrat die verhinderte CDU-Kandidatin Heike Troles) über die Themen Bildung und Soziales. Thema Nummer drei, Sicherheit, musste aufgrund des gesprengten Zeitplans entfallen. Sehr zum Bedauern von Yasmin Gassner, „denn auch darauf haben sich die Schüler im Sowi-Unterricht vorbereitet“.

Womöglich hätte dieses Thema für Zündstoff in der Diskussion gesorgt. So gingen die Podiumsteilnehmer recht pfleglich miteinander um. Die Sowi-Lehrer und Moderatoren Ludgar Bunten und Michael Fester erfuhren dennoch, dass es auch auf lokaler Ebene offenbar äußerst schwierig ist, den Redefluss der Politiker zu begrenzen. Mit der Folge, dass die Schüler viel weniger Fragen stellen konnten als ursprünglich vorgesehen.

Dennoch konnten sie klare und auch zum Teil recht unterschiedliche Positionen notieren. Zum Beispiel bei den Studiengebühren: Während die FDP sich klar dafür ausspricht, weil auf der anderen Seite Steuern erhöht würden, um Einnahmeausfälle auszugleichen, ist es für Thiel (SPD) eine Frage der „Bildungsgerechtigkeit“, dass Studenten keine Semestergebühren bezahlen. Einigkeit herrschte bei allen Vertretern darin, mehr Geld in Bildung zu investieren, Unterschiede lagen im Detail und der Schwerpunktbildung. Meist richteten die Schüler Fragen an SPD, Grüne und FDP, keine einzige an den AfD-Vertreter. „Das wäre bei der Sicherheit der Fall gewesen“, glaubt Schulleiter Rimpler. Beim Thema Soziales würde es auch etwas ruppiger: Landtagsmitglied Paul provozierte mit „die soziale Null von Finanzminister Schäuble spült die braune Kloake nach oben“; FDP-Kandidat Meyer will sich „nicht dafür entschuldigen müssen, dass Deutschland ein erfolgreiches Land ist“. Ganz ohne Politik-Phrasen ging es dann doch nicht. Die Palette reichte von „lassen Sie sich kein X für ein U vormachen“, bis „Leistung muss sich lohnen“. Emotional wurde es mit der Replik von Scharrenbach: Die CDU-Politikerin wies die Aussage des AfD-Vertreters („Merkel muss weg“) zu Flüchtlings-, Verteidigungs- und EU-Politik mit scharfen Worten zurück und erhielt dafür viel Beifall.