Oberbürgermeisterwahlen in NRW 2015 CDU und SPD suchen Verbündete

Ursula Kwasny und Klaus Krützen legen Strategien für die Stichwahl fest. Sie kämpfen um die Bürger, die am Sonntag für andere stimmten.

Foto: Tinter

Grevenbroich. CDU-Parteichef Norbert Gand hat für die nächsten beiden Wochen ein klares Ziel vor Augen: „Es muss mit allen Mitteln verhindert werden, dass im Rhein-Kreis noch ein weiteres Rathaus in die Hände der SPD fällt“, sagt er mit Blick auf den Sensationssieg der Sozialdemokraten in Neuss und die Stichwahl am 27. September in Grevenbroich. Gand ist davon überzeugt, dass „die bürgerliche Mitte“ einen „gravierenden Linksrutsch“ im Kreis nicht wolle — daher gelte es nun, vor allem die Stammwähler der Union für den Gang zur Wahlurne zu bewegen, um sich dort für Ursula Kwasny zu entscheiden.

Foto: Tinter

Die Bürgermeisterin schloss den Wahlsonntag mit 37,2 Prozent ab und liegt damit knapp vor ihrem SPD-Kontrahenten Klaus Krützen (36,1). „Wir werden den Wahlkampf fortsetzen — in der Fairness, in dem wir ihn bis jetzt geführt haben“, sagt Kwasny.

Anerkennung zollte sie gestern Martina Suermann (Mein Grevenbroich), die mit 14,1 Prozent ein sehr gutes Ergebnis eingefahren habe. Am Wahlabend hatte Suermann noch offen gelassen, ob sie ihren Wählern für die Stichwahl eine Empfehlung ausspricht. Gand hat ersten Kontakt zu Mein GV aufgenommen, um in der Wählergemeinschaft für Unterstützung zu werben. Ein Ergebnis will er noch nicht mitteilen, die Tendenz sei aber positiv.

Auch die SPD streckt die Fühler nach weiteren Verbündeten aus. Neben Suermann seien auch FDP und UWG interessante Gesprächspartner, sagt Fraktionschef Horst Gerbrand. Ob Wahl-Empfehlungen jedoch das Zünglein an der Waage sein können, bezweifelt er: „Ich glaube, dass der Bürger selbst eine Entscheidung treffen will.“

Stadtverbandsvorsitzender Daniel Rinkert wird heute mit seinen Vorstandsmitgliedern die Strategien für die nächsten beiden Wochen besprechen. Krützen gibt den Weg vor: „Mehr als 60 Prozent der Wähler sind mit der Amtsführung der Bürgermeisterin nicht einverstanden. Wir werden jetzt massiv Präsenz nach außen zeigen, um die Alternative aufzuzeigen.“

Er befindet sich dabei in einer komfortablen Situation. Sollte er den Kampf um den Bürgermeisterposten verlieren, könnte er für die restliche Wahlperiode als Nachrücker in den Bundestag einziehen. Denn der SPD-Bundestagsabgeordnete Dirk Becker aus dem Kreis Lippe wurde zum neuen Bürgermeister seiner Heimatstadt Oerlinghausen gewählt. Am 19. Oktober will er daher sein Bundestagsmandat niederlegen. Krützen ist erster Nachrücker aus NRW.

Nach eigenen Angaben habe er sich über die Situation aber noch keine Gedanken gemacht. „Ich will Bürgermeister werden, darin habe ich in den vergangenen neun Monaten viel Zeit und Kraft investiert“, sagt Krützen. Im Übrigen sei er „mehr Grevenbroicher als Berliner“.