Der schnellstmögliche Ausstieg
Grünen-Politiker Markert fordert Exit-Strategie.
Neuss. Die Nachrichten aus Japan ließen auch am Montag in ihrer Dramatik keinen Moment nach, und die Meldungen aus Berlin überstürzten sich: neue Explosion in Fukushima, mögliche dreifache Kernschmelze, Brennelemente ohne Kühlung, in Berlin geplantes Moratorium zur gerade erst beschlossenen Laufzeitverlängerung deutscher Atomkraftwerke. Und der Absatz von Geigerzählern in Deutschland steigt rasant.
Hans Christian Markert, Landtagsabgeordneter der Grünen für den Wahlkreis Neuss und anti-atompolitischer Sprecher, ist sichtlich um Seriosität angesichts immer noch großer Informationslücken bemüht. Doch natürlich sagt auch er: Das sei der Super-Gau, eine in den Anlagen nicht mehr steuerbare Katastrophe.
„Der erste Gedanke gilt natürlich den betroffenen Menschen“, sagt der Grünen-Politiker. Dann zieht er einen Vergleich zu Anlagen in Deutschland — auch wenn hier Beben der Stärke 9,0 nicht möglich sein werde und auch kein Tsunami drohe. Sechs Atommeiler hätten wie Fukushima Siedewasserreaktoren. In ihnen sind Reaktorbehälter und das Turbinengebäude über den Wasser-Dampf-Kreislauf direkt miteinander verbunden, bei Unfällen könne Radioaktivität leichter entweichen. Die Batterien der Notstromaggregate seien zudem nur auf zwei Stunden Dauer ausgelegt, in Japan immerhin auf sechs Stunden.
Und auch der Erdbeben-Hinweis ist für Markert kein Argument, auf grundsätzliche Überlegungen zu verzichten. „Fast alle schlimmen Unfälle sind auf menschliches Versagen zurückzuführen.“ So geschehen in Harrisburg, so in Tschernobyl, wo eine Forschungsreihe außer Kontrolle geriet.
„Wer jetzt zur Tagesordnung übergehen will, ist völlig ungeeignet für politische Arbeit. Dies ist eine wirkliche tiefe Zäsur.“ Nach Markerts Überzeugung braucht es nun eine wirkliche „Exit-Strategie“ für einen schnellstmöglichen Ausstieg aus der Atomenergie. In 30 Jahren, so Markert, könne wohl ein „solares Zeitalter“ mit hocheffizienten dezentralen Blockheizkaftwerken anbrechen. „Und dann könnte NRW Marktführer sein.“