NRW Das Leben kehrt zurück

Neuss · Entspannte Gäste und Besucher in der Neusser Innenstadt, im Südbad und im Alpenpark Neuss – ein Wochenende, das für viele einen Schnitt bedeutet – zu ein wenig mehr Normalität in Pandemie-Zeiten.

Josephine Putzik von „Mona’s New Fashion“ erlebt wieder Kundinnen mit „lächelnden Augen“.

Foto: Andreas Woitschützke

Sonne satt, angenehme Temperaturen, die Außengastronomie geöffnet und einkaufen ohne Test und Terminabsprache: Die Neusser Innenstadt war am Samstag so gut besucht wie seit einem Jahr nicht mehr. Die Marktstände vor der Neusser Basilika freuten sich über großen Andrang. Pure Lebensfreude herrschte in der Innenstadt mit Einkaufsmöglichkeiten ohne Test – so, als gäbe es die Pandemie nicht mehr. „Abstand halten“ geriet da manchmal in Vergessenheit, und es gab auch Besucher, die ohne Maske unterwegs waren. Nicht nur Skeptiker erwarten, dass die Zahlen wieder nach oben gehen werden.

Donato Sicuro (56) vom Eiscafé Roma hatte zwar wegen des notwendigen Abstands von 1,50 Metern die Zahl seiner Tische vor dem Brunnen am Rathaus reduziert, die 80 Plätze waren aber jederzeit besetzt. Erst einen Tag zuvor hatte Michael Mylord (60) sein Zoco Bella-Restaurant, Tapas, Bar – auf dem Markt eröffnet: „Nach vielen Monaten Corona muss man auch mal Glück haben“, meinte er und staunte über gut 100 Gäste in seiner Außengastronomie. Der Wirt hatte nach 18 Jahren zum Jahresende das Vogthaus („Ein Riesenhaus mit Riesenkosten!“) aufgegeben. Statt Frankenheim kredenzt er nun Schlüssel-Alt: „Gute Pflege ergibt gute Biere.“

Die Kunden kamen, wenn auch noch verhalten, in die Modeboutique „Mona‘s New Fashion“ an der Krämerstraße. „Wir freuen uns, endlich wieder strahlende Damengesichter zu sehen“, sagte die Inhaberin Justina Puzik (39). Die Kundinnen interessierte vor allem neue Ware und leichte Stoffe, für den Sommer eben, der nun hoffentlich bleibt. Nur wenige Meter weiter befindet sich das Cafè „Eigenart“, das Karsten Lorenz (56) seit bald sieben Jahren betreibt. Seit Dienstag hat er geöffnet, legte wegen Regens zunächst einen Fehlstart hin und freute sich am Samstag: „Die Sonne scheint, die Normalität kehrt zurück.“

Das sieht auch Klaus-Peter Kowsky (65) vom „Barrique Neuss“ so. Ihm haben über die „stadtleere“ Zeit viele Stammkunden aus 17 Jahren geholfen. Vor allem seine Liköre aus eigener Produktion sind gefragt, etwa der „Neusser Absacker“ oder der Quirinuslikör – „der beste Likör im ganzen Rheinland“, ist Kundin Annette Klein überzeugt. Zurückblickend sagte Klaus-Peter Kowsky: „Es war unvorstellbar und fürchterlich. Aber keiner konnte etwas dafür.“

Während die einen shoppten oder sich an der frischen Luft endlich wieder ein frisch Gezapftes oder etwas Leckeres aus der Küche bringen ließen, tummelten sich andere im Sübad, allerdings, um etwas für ihre Gesundheit zu tun. Denn planschen und dann auf der Liegewiese entspannen, ist dort noch nicht erlaubt. Wie Stadtwerke-Sprecher Jürgen Scheer mitteilte, seien sowohl am Samstag als auch am Sonntag alle Zeitfenster mit jeweils 60 Schwimmern ausgebucht gewesen. „Viel Lob gab es von den Besuchern für unsere Mitarbeiter, die alles gut vorbereitet hatten“, so Scheer weiter. Was nun in den nächsten Tagen noch weiter an Öffnungen im Südbad möglich sein werde, bleibe abzuwarten, sagte er, zeigte sich aber optimistisch, dass Liegewiesen und auch das Kinderplanschbecken den Besuchern sicher bald wieder zur Verfügung stehen könnten. Von entspannter Stimmung, unkomplizierten und aufgeschlossenen Gästen, die die Öffnung genießen, sprach Johannes Janz, Geschäftsführer im Alpenpark Neuss. Aufgrund der Corona-Schutzverordnungen musste in Grefrath niemand abgewiesen werden. „Wir haben hier so viele Platz, der Hygieneabstand kann ganz problemlos eingehalten werden“, äußerte sich Janz.