Sport und Freizeit in Neuss Mit elf Kilo Gepäck zu Fuß über die Alpen

Sport gehört für Gabi Knipper aus Gnadental schon lange zum Leben: „Nach der Geburt meines ersten Sohnes bekam ich Probleme mit dem Rücken und mein Arzt sagte mir damals, dass ich langfristig Sport machen solle“, erinnert sich die 60-Jährige. Zunächst startete sie als Teilnehmerin bei Sportangeboten in Norf, bevor sie mit ihrer Freundin Agnes Kroll aus Rosellerheide den Gymnastikkursus von Brigitte Netzer beim SV Rosellen für sich entdeckte.

Gabi und Gerhard Knipper waren auf dem Europafernwanderweg E 5 in den Alpen unterwegs.

Foto: Knipper

„Wir wohnten damals in der Gegend und da konnten wir gut mit dem Rad hinfahren.“

1993 setzte Georg Goutsis, der damals beim ASC Rosellen aktiv war, ihr den „Lauffloh“ ins Ohr: „Wenn Du Marathon laufen willst, dann schaffen wir das“ – und bereitete sie für die Königsdisziplin der Langstrecke vor. Etliche Einheiten im Mühlenbusch sollten folgen, bevor Gabi Knipper im September 1993 in Berlin mit Blick auf das Brandenburger Tor nach 42,195 Kilometern glücklich über die Ziellinie lief: „Das war so ein tolles Erlebnis und ein echter Gänsehautmoment“, erinnert sie sich noch heute freudestrahlend. Der Spaß am Laufen ist geblieben und so absolviert sie nach wie vor Strecken von gut 30 Kilometern in der Woche.

Nach der Geburt des dritten Kindes führten sie erneute Nackenbeschwerden in den Wirbelsäulenkursus von Christa Balzerowski beim SV Rosellen. Als diese dann jemanden suchte, der ihre Urlaubsvertretung übernahm, „fing alles an“. Seit 23 Jahren hat Gabi Knipper inzwischen die B- und C-Lizenzen für Seniorensport und frischt diese regelmäßig auf. Zudem gibt sie Kurse für Wirbelsäulengymnastik – eine Tätigkeit die gleichermaßen ihrem eigenen Rücken, wie auch der Gesundheit ihrer Teilnehmer zugute kommt.

Vor drei Jahren investierte sie einige lange Wochenenden und die Osterferien und ließ sich als Übungsleiterin für Rehabilitationssport für Erwachsene mit dem Schwerpunkt Orthopädie ausbilden – ein Angebot, dass von den Mitgliedern des Sportvereins im Neusser Süden gerne und gut angenommen wird. „Wir haben in der Ausbildung viel über die Krankheitsbilder gelernt, so dass ich auf die Bedürfnisse meiner Teilnehmer gut eingehen kann,“ erzählt sie von dieser anspruchsvollen Aufgabe.

Schon früher viel gereist,
aber nie zu Fuß

Zusammen mit ihrem Mann Gerhard Knipper und früher auch gerne mit den inzwischen erwachsenen Kindern Alexander, Regine und Robert reist die passionierte Hobbygärtnerin, die jetzt an der Erftmündung in Gnadental zuhause ist, durch die ganze Welt: Namibia, Kanada und USA, Oman, Südengland oder Schottland. Die Idee, sich aber einmal zu Fuß auf den Weg zu machen, hatte eigentlich ihre Freundin Carola: „Lass uns doch mal den E 5 gehen.“ Gesagt, getan.

Der E 5 ist ein europäischer Fernwanderweg und startet an der französischen Atlantikküste. Der anspruchsvollste Teil führt über die Alpen von Oberstdorf im Allgäu nach Verona in Italien. Und diesen Abschnitt haben Gabi und Gerhard Knipper seit 2018 zurückgelegt: „Im ersten Jahr, also von Oberstdorf nach Meran, haben wir noch die Komfortvariante gewählt und unser Gepäck von Unterkunft zu Unterkunft transportieren lassen. Auf dem Weg von Bozen nach Trient und dann letztes Jahr von Rovereto nach Verona hatten wir die Rucksäcke stets dabei.“ Zehn bis elf Kilogramm auf dem Rücken, Übernachtungen auf Hütten – „Rudel-Schlafen“ – und tägliche Wanderetappen von fünf bis sechs, manchmal sogar acht Stunden – etliche Höhenmeter inklusive. Vorbereitet hat sich das sportliche Ehepaar mit Touren auf dem Rheinsteig oder in der Eifel. „Wir haben uns Wasserflaschen in die Rucksäcke gepackt, damit wir auf das Gewicht kommen.“ Geblieben sind Erinnerungen an die tollen Tage in den Bergen und viele Fotos, um diese immer wieder aufzufrischen. Insgesamt ist der E 5 3200 Kilometer lang. Rund 340 Kilometer ist Gabi Knipper ihn von Oberstdorf im Allgäu nach Verona in Italien gewandert.

Die Pläne für weitere Aktivitäten stehen bereits. Als nächstes möchten sich die Knippers dem Radwandern widmen: „Das Taubertal soll ganz herrlich sein, da freuen wir uns schon darauf.“