Die Pläne für das alte Finanzamt liegen auf Eis

Ein Investor will das Gebäude kaufen und zu einem Wohnhaus umbauen. Doch nun prüft die Stadt, ob es als Unterkunft für Flüchtlinge geeignet wäre.

Foto: L. Berns

Grevenbroich. Die Stadt beherbergt seit gut einer Woche rund 150 Flüchtlinge in der Alten Feuerwache und in der Turnhalle an der Schlossstraße — und sie sucht nach Alternativen für diese öffentlich genutzten Gebäude. Dafür könnte sich nach Auffassung von Bürgermeisterin Ursula Kwasny das seit langem leerstehende alte Finanzamt an der Erckensstraße anbieten.

Foto: L. Berns

Der Eigentümer der Immobilie, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes, hat seine Unterstützung zugesagt. „Wir möchten zur Problemlösung in Grevenbroich beitragen und diese Möglichkeit überprüfen“, erklärte Sprecher Tim Irion. Aus diesem Grund seien die Pläne eines Investors aus Istanbul, der das Büro- zu einem großen Wohnhaus umbauen möchte, „vorerst auf Eis gelegt“ worden.

Murat Beyazyüz, Repräsentant des Investors aus Istanbul

Eine Ortsbesichtigung von Vertretern der Stadtverwaltung und des BLB hat bereits gestern Nachmittag stattgefunden. Zum Ergebnis der Begehung wollte sich Sozialdezernent Claus Ropertz im Anschluss allerdings nicht äußern. „Dafür ist es noch zu früh. Denn es gilt noch eine ganze Reihe von Fragen zu klären und qualifizierte Abwägungen vorzunehmen“, sagte er auf Anfrage.

Details möchte der Sozialdezernent derzeit nicht nennen. Claus Ropertz geht davon aus, dass er spätestens am 19. August ein Ergebnis zum Finanzamt vorstellen kann. Dann trifft er sich mit Politikern zu einem interfraktionellen Gespräch in Sachen Asylbewerber-Unterkünfte.

Laut Murat Beyazyüz, Repräsentant des Investors aus Istanbul, sind die Umbaupläne für das ehemalige Finanzamt bereits weit fortgeschritten: Die Finanzierung stehe, der Kaufvertrag sei unterschriftsreif und die Bauvoranfrage fertig. „Die werden wir erst einmal nicht bei der Stadtverwaltung einreichen“, sagt Beyazyüz, der die neuesten Entwicklungen abwarten und noch selbst Gespräche mit dem BLB führen möchte.

Aufgeben will er das Bauprojekt jedoch noch nicht, immerhin seien die Planungen weit fortgeschritten und 70 000 Euro in das Vorhaben investiert worden.

Nach den Plänen des türkischen Investors soll das citynahe Gebäude erhalten bleiben und mit einer neuen Fassade versehen werden. Aus den 3160 Quadratmetern Bürofläche soll Wohnraum werden. Geplant sind laut Beyazyüz insgesamt 45 Wohnungen mit Größen zwischen 45, 55 und 65 Quadratmetern.

Claus Ropertz betonte gestern, dass noch keine Entscheidung zum Finanzamt getroffen worden sei — weder in die eine noch in die andere Richtung. Laut Stadtverwaltung wird alternativ auch ein Hochhaus in der Südstadt überprüft.