Die Renaturierung der Erft stellt Kanuten vor große Probleme

Die Kanustrecken in Gnadental drohen durch die Maßnahme zu verschwinden — mit fatalen Folgen für die Leistungssportler.

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Neuss. Dass die Erft im Zuge der EU-Verordnungen in den kommenden Jahren renaturiert wird, ist gleichermaßen bekannt wie unumstößlich. Die rund 30 Kanuvereine und über 500 Sportler aus ganz NRW, die regelmäßig an der Gnadentaler Römerbrücke und am Wiesenwehr fahren und trainieren, sehen sich daher in ihrer Existenz bedroht. Denn durch die Umstrukturierung würde die Strömungsgeschwindigkeit deutlich sinken und die Strecke für den Sport wohl unbrauchbar werden. „Ohne diesen Standort sind Teile der Sportart in Nordrhein-Westfalen tot“, sagt Randolf Wojdowski, Geschäftsführer des Kanuverbandes NRW.

Zu einer Lagebesprechung traf sich der Verband mit gut 20 Vereinsvertretern aus dem ganzen Land. Dass die Renaturierung richtig und wichtig ist, wollen die Kanuten dabei gar nicht bestreiten. „Wir Sportler sind selbst die größten Naturschützer“, sagt Wojdowski. Vielmehr gehe es ihm darum, dass die Kanuten bei der Wasserbauplanung entweder ignoriert oder vollständig vergessen worden seien: „Wenn man sich die Pläne ansieht, erweckt es den Eindruck, als wenn die Verantwortlichen sich in unseren Belangen wenig bis gar nicht auskennen.“

Bis zum 31. März hat der Kanuverband nun Zeit, bei der Stadt eine Stellungnahme abzugeben. „Unser Ziel muss es sein, in der Planung Berücksichtigung zu finden“, sagt Wojdowski. Unterstützung erhält er dabei auch von Kreisdirektor Dirk Brügge, der nach Gesprächen mit dem für den Umbau federführenden Erftverband einen zuversichtlichen Eindruck machte: „Der Erftverband hat nichts gegen eine Kooperation einzuwenden und ist grundsätzlich gesprächsbereit.“

Eine denkbare Option für die Kanuten: Wenn die Erft in Gnadental sowieso mit teuren Baumaßnahmen umgestaltet wird, warum dann nicht gleich am Rand des Flusses Vorrichtungen einbauen, die den Kanuten ein weiteres Training ermöglichen würden? „Wir hoffen sehr, dass wir in diese Richtung etwas bewegen können“, sagt Wojdowski.

In den Sparten Wildwasserfahrt, Slalom, Freestyle und Wanderfahrt sei die Bedeutung der Gnadentaler Strecken nicht zu unterschätzen. Gerade die Freestyler müssten ihren Betrieb ohne das Wiesenwehr einstellen — die Trainingsstelle ist eine von nur vier in ganz Deutschland. Im Slalom ist die Gnadentaler Strecke eine von nur zwei Landesstützpunkten.