Die Sicherheitsbranche boomt
Seitdem auf Baustellen immer häufiger gestohlen wird, steigt die Nachfrage nach Sicherheitsdiensten.
Rhein-Kreis Es gibt viele Dinge, die für eine Baustelle charakteristisch sind: Bauarbeiter, Kräne, Bagger, Baumaterial. Inzwischen gehören auch Sicherheitsdienste dazu. Immer mehr Unternehmen lassen Baustellen professionell überwachen. „Die Nachfrage ist extrem hoch, das ist Wahnsinn“, sagt ein Kenner der Sicherheitsdienst-Branche. Inzwischen werde auf Baustellen fast alles gestohlen. Nach Angaben des Neusser Bauvereins wurden auf hiesigen Baustellen vor allem Heizungsmaterial und Wärmeleitungen entwendet. Auch Kabel für Baukräne gehörten zum Diebesgut.
Nicht nur aufgrund des hohen Bedarfs an Baustellensicherheit floriert das Sicherheitsgewerbe. Laut Statistischem Bundesamt setzten die privaten Wach- und Sicherheitsdienste 2011 deutschlandweit rund 5,044 Milliarden Euro um, bei knapp 123 000 Beschäftigten. 2006 hatte der Umsatz nur knapp über vier Milliarden Euro gelegen. Für 2014 geht der Bundesverband der Deutschen Sicherheitswirtschaft von noch höheren Zahlen aus. Der Umsatz habe nach ersten Schätzungen 5,3 Milliarden Euro betragen, die Zahl der Beschäftigten 185 000.
Dem Neusser Bauverein zufolge wird die Prävention von Diebstahl an Baustellen bereits in die Objektplanung einbezogen. Sicherheitsdienste seien schon mehrfach zur Baustellensicherung beauftragt worden. Aktuell setzt der Bauverein primär auf Videoüberwachung.
Die Mitarbeiter der S.W.S Schnock GmbH kümmern sich unter anderem um das Sichern von Baustellen. Die Neusser fahren Streife und bewachen wertvolle Materialien. Auch Werks- und Empfangsschutz zählen zum Angebot. „Das Sicherheitsbedürfnis von Betrieben und Privatleuten ist deutlich gestiegen“, sagt Geschäftsführer Frank Schnock.
Das Leistungsportfolio der Niederrheinische Wirtschafts-Überwachung (NWÜ) aus Neuss setzt sich unter anderem aus Objekt- und Werkschutz, Veranstaltungsschutz, Alarmintervention und Parkraumüberwachung zusammen. Das 1946 gegründete Unternehmen beschäftigt etwa 150 Mitarbeiter.
Der Sicherheitsdienst M-Sec leistet vor allem Objekt- und Veranstaltungsschutz. Die Essener sichern die Rathausarkaden in Kaarst. In Kaarst befindet sich deren Ausbildungszentrum. Seit der Loveparade-Katastrophe in Duisburg seien Sicherheitsdienste noch stärker bei Großveranstaltungen gefragt, sagt Ausbildungsleiter Carsten Puzych.
Die Polizei sieht die Branche mit gemischten Gefühlen. Gerade im privaten Bereich sei der Einsatz der Sicherheitsdienste durchaus sinnvoll, gerade der erweiterte Objekt- und Baustellenschutz, sagt Udo Fischer, Vorsitzender der Kreisgruppe Neuss der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Es gehe aber in erster Linie nur um die Gewährleistung der Sicherheit im privaten Sektor. Die Seriosität sei eine wichtige Voraussetzung.
Die GdP NRW verdeutlicht, dass alleine die Polizei für die Sicherheit im öffentlichen Raum zuständig ist. Demnach habe ein Sicherheitsdienst-Mitarbeiter nicht mehr Rechte als jeder andere auch. Er dürfe den Täter bei einer Straftat bis zum Eintreffen der Polizei zwar festhalten. Auf Privatgelände dürften sie Unbefugte auch vom Gelände verweisen, es gelte Hausrecht. Gewalt dürfe jedoch nicht angewendet werden.
Der eingeschränkte Kompetenzbereich ist auch dem Team von S.W.S Schnockbewusst. Man habe lediglich die Jedermann-Rechte, sagt Frank Schnock. Seine Mitarbeiter seien nicht bewaffnet. Sobald Gefahr in Verzug sei, riefen sie die 110 an. Genau wie jeder andere.