Hochschule Neuss: Studentenbangen um Auslandssemester
Durch den Verlust der staatlichen Anerkennung steht die Teilnahme der Hochschule Neuss am EU-Programm „Erasmus+“ infrage.
Neuss. Der Verlust der staatlichen Anerkennung könnte weitere Folgen für die Studenten der Hochschule Neuss nach sich ziehen. Derzeit steht die Teilnahme an dem europäischen Austausch-Programm „Erasmus+“ infrage. Denn ohne staatliche Zulassung fehlt der Hochschule die von der EU vorgeschriebene sogenannte „Erasmus-Charta for Higher Education“ (ECHE) — das Siegel ist Voraussetzung zur Teilnahme an dem Programm.
Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), der das Programm in Deutschland umsetzt, bestätigte: „Die Hochschulleitung muss der EU-Kommission melden, dass die Hochschule ihren Status als staatlich anerkannte Hochschule verloren hat. Denn dieser Status ist Voraussetzung, um eine ECHE zu erhalten beziehungsweise behalten zu können.“ Eine Sprecherin der Hochschule Neuss erklärte: „Der vorläufige Insolvenzverwalter steht weiter in Kontakt zum DAAD, noch ist nichts entschieden.“
Bei dem „Erasmus+“-Programm handelt es sich um das zentrale europäische Bildungsprogramm, in dem unter anderem Auslandsaufenthalte von Studenten innerhalb Europas bis zum Jahr 2020 mit insgesamt 14,8 Milliarden Euro gefördert werden. Etwa ein Drittel davon ist für Auslandssemester vorgesehen. Nimmt eine Hochschule an dem Programm nicht teil, kann sie die entsprechenden Förderungen für ihre Studenten nicht beantragen. Das bedeutet, dass Studenten nicht mehr über das Programm ins Ausland gehen können und nicht mehr von Erasmus-Partnerhochschulen aufgenommen werden dürfen.
Es wäre also das erste Mal, dass eingeschriebene Studenten der Hochschule Neuss die Auswirkungen des laufenden Insolvenzeröffnungsverfahrens zu spüren bekommen. Irritierte Studenten hatten sich deshalb in Sorge um ihr geplantes Auslandssemester an die Hochschule gewandt.
Auslandssemester außerhalb Europas wären nicht betroffen. Auch in Europa sind sie auch ohne Teilnahme am „Erasmus“-Programm möglich. Diese müssten Studenten und Hochschule aber selbst organisieren. Und finanzieren.
Die Hochschule könnte die Erasmus-Charta erneut beantragen, wenn sie die Kriterien wieder erfüllt, heißt es beim DAAD. Wenn sie also wieder eine staatliche Zulassung vorweisen kann. Die war ihr Anfang vergangener Woche noch verweigert worden. Der nächste Bewerbungsschluss für einen Erasmus-Antrag ist der 30. April.