TSV muss gegen Rostock siegen
Der Gegner hat drei Punkte Vorsprung auf Dormagen.
So still wie auf den 300 Kilometern zwischen Saarlouis und Dormagen hat Jörg Bohrmann den Mannschaftsbus des TSV Bayer Dormagen noch nie erlebt. „Die Jungs waren total geknickt, sie wissen selbst, was sie da angerichtet haben“, sagt der Trainer des Handball-Zweitligisten rückblickend auf die 26:30-Schlappe beim direkten Abstiegskonkurrenten HG Saarlouis. Bohrmann selbst wirkt Tage später immer noch „angefressen“, wie er sagt. Den 46-Jährigen wurmt dabei nicht nur die verpasste Chance, vier Punkte zwischen sich und den ersten Abstiegsplatz zu legen, den seine Schützlinge nun wieder zieren. Andere Dinge ärgern ihn fast noch mehr: „Da fahren 100 Dormagener Fans ins Saarland, und dann sehen sie so einen Auftritt ihrer Mannschaft — das darf nicht passieren.“ Am ärgerlichsten findet er: „Uns hätte eine durchschnittliche Leistung zum Sieg gereicht.“
Damit hat sich der Aufsteiger nun ganz tief in die Bredouille gebracht: Aus eigener Kraft kann er dem Abstieg nur noch dann entgehen, wenn er in den ausstehenden fünf Partien mindestens so viele Punkte holt wie die HG Saarlouis aus den ihrigen und dabei zehn Tore mehr erzielt als die Saarländer. Kein einfaches Unterfangen, wie der Blick auf das Restprogramm beider Klubs offenbart: Dormagen hat noch Empor Rostock (H), HSG Nordhorn (A), ThSV Eisenach (H), Eintracht Hildesheim (A) und TV Großwallstadt (H) vor der Brust, Saarlouis muss noch gegen Eintracht Baunatal (A), TuSEM Essen, HCE Rostock (beide H), HSG Nordhorn (A) und ThSV Eisenach (H) antreten. Sechs Punkte sind da Pflicht, „und selbst die könnten am Ende nicht reichen“, weiß Bohrmann. Weshalb der TSV heute (19 Uhr, Bayer-Sportcenter) gegen den HC Empor Rostock unter Siegzwang steht. Daran gibt es auch für den Trainer nichts zu deuteln: „Wenn wir das nicht gewinnen, dann wird es für uns ganz schwer.“ Und als wäre das noch nicht genug, droht nun auch noch der Ausfall von Maximilian-Leon Bettin. „Ich richte mich darauf ein, dass er nicht spielt“, gibt sich Bohrmann wenig Illusionen hin. Der 20-Jährige sei „schwer zu ersetzen, denn er ist einer der wenigen in unserem Team, der in der Lage ist, einfache Tore zu erzielen“, sagt der Trainer — weshalb Bettin mit 171/36 Treffern auch der mit Abstand beste Werfer auf Seiten des TSV Bayer ist. Wettmachen, sagt Bohrmann, könne der Aufsteiger das nur, „wenn alle, aber auch wirklich alle sich zu 100 Prozent konzentrieren und ihre Hausaufgaben machen.“
Im HC Empor Rostock kommt ein Gegner, den Bohrmann stärker einschätzt als die HG Saarlouis. „Einen ganz starken Rückraum und sehr schnelle Außen“, attestiert er dem Aufgebot seines Kollegen Aaron Ziercke. Wobei die Rostocker angesichts von drei Punkten Vorsprung auf den TSV selbst auch noch nicht gerettet sind. Doch mit Blick auf die folgenden Heimspiele gegen die bereits so gut wie oder sicher als Absteiger feststehenden TV Hüttenberg und Eintracht Baunatal dürfte die — sportliche — Abstiegsgefahr für Empor eher theoretischer Natur sein — ganz im Gegensatz zum TSV.