Dormagen: Entscheidung über Waldkindergarten bis Jahresende

Mögliche Schließung sorgt für Unsicherheit und Ärger bei Eltern und Angestellten.

Dormagen. Auch nach der vorläufigen Einigung zwischen Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann und dem Trägerverein bleibt die Zukunft des Waldkindergartens im Tannenbusch ungewiss. Hoffmann hatte vor gut zwei Wochen erklärt, er werde die Einrichtung schließen.

Zwei Tage später einigten sich beide Seiten dann doch auf eine Übergangsregelung. Ein von der Stadt bestellter Gutachter soll die vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW festgestellte Gefährdung des Gebäudes durch umstehende Bäume überprüfen. Bis zum Ergebnis der Prüfung läuft der Kindergartenbetrieb unter verschärften Auflagen weiter.

Nachdem sie ob der Übergangsregelung zunächst erleichtert waren, üben die betroffenen Eltern nun massive Kritik am Vorgehen des Bürgermeisters. "Der Vorstand des Kindergartens ist nicht in die Beratungen einbezogen worden. Wir wurden in den Ferien vor den Entschluss gestellt. Da waren wir als Vorstand nicht komplett und somit handlungsunfähig", erklärt Amin Moghaddam, zweiter Vorsitzender des Vereins. Dabei seien die Eltern die ersten, die an der Sicherheit der Kinder interessiert sind.

Die von der Stadt angemahnte Sicherheitsgefährdung hält er für vorgeschoben. Schließlich existiere der Kindergarten seit 15 Jahren bleibe bei Sturm, extremem Regen oder Schnee ohnehin geschlossen. Bislang habe es weder Unfälle noch Bedenken der Stadt gegeben.

Aus den Auszügen der Stellungnahme des Landesbetriebs lassen sich nach Ansicht der Eltern keine Gründe für eine Schließung erkennen. "Wenn Bäume eine Gefahr darstellen, dann muss der gesamte Tannenbusch für Besucher geschlossen werden. Die Kinder halten sich die wenigste Zeit in dem Gebäude auf, sie sind viel öfter im Wald."

Die Eltern wollen nun einen Gutachter einschalten, denn einem von der Verwaltung beauftragten Prüfer trauen sie nicht. "Das Vorgehen der Stadt erscheint uns so inkonsequent und wenig nachvollziehbar, dass wir dahinter finanzielle Gründe vermuten", sagt Moghaddam offen. Zufall oder nicht: Für das 1995 mit Landesmitteln erbaute Haus der Waldkinder gibt es nach Aussage der Elternschaft eine 15-jährige Nutzungsbindung. Die liefe jetzt aus, "und vielleicht", so mutmaßt der Sprecher, "will man das Haus ja vermieten".

Auch der vorgeschlagene Umzug in die städtische Kita an der Nahestraße könnte der Stadt gelegen kommen: "Man hört, das Gebäude sei ein Sanierungsfall. Dort stehen Räume leer, für die wir dann Miete zahlen müssten."

800 Meter Fußweg wären es vom Gruppenraum bis zum Chorbusch - zu weit für die Kindergarten-Kids und die Unter-Dreijährigen, die dazukommen sollen. "Die Option Nahestraße kommt für uns nicht in Betracht. Und wenn wir im Tannenbusch aus unserem Haus und in einen Bauwagen ziehen würden, müssten wir auf zwanzig Kinder schrumpfen", verwirft Moghaddam die möglichen Alternativen.

Er und seine Mitstreiter sind ebenso wütend wie enttäuscht: Darüber, dass die geleistete pädagogische Arbeit und das Konzept des Waldkindergartens für den Bürgermeister keine Rolle zu spielen scheinen. So hat die kurz darauf revidierte städtische Meldung über die Schließung der Einrichtung für große Verunsicherung bei Eltern und Angestellten gesorgt: "Man schaut sich dann nach einer neuen Kita oder einem neuen Job um", ist sich Moghaddam bewusst.

Über 50 Kinder besuchen aktuell den Waldkindergarten im Tannenbusch. Die von den Eltern getragene Einrichtung beschäftigt sieben Erzieherinnen. Dafür, dass das so bleibt, werden die Eltern kämpfen. Die Zeit läuft, denn bis zum Jahresende, so hat es Bürgermeister Hoffmann angekündigt, soll die Entscheidung fallen.