Drei Bomben in Orken entschärft

Im Grevenbroicher Stadtteil herrschte gestern Ausnahmezustand. Rund 1700 Menschen mussten evakuiert werden.

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Orken. Um 17.56 Uhr gab’s Entwarnung, konnten die Straßensperren wieder aufgehoben werden, durften die Bewohner wieder zurück in ihre Häuser. Genau eine Stunde hatten Reinhard Dohmen, Dirk Putzer und Stefan Hüreth benötigt, um zwei britische und eine US-amerikanische Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg unschädlich zu machen. „Die Bomben sind noch gut erhalten“, sagte Putzer, als die je 250 Kilo schweren Sprengkörper mit Heckaufschlagszünder auf der Lastwagenpritsche lagen. Lediglich ein Zünder sei deformiert gewesen und habe Probleme bereitet.

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Vorausgegangen war ein Großeinsatz, an dem 160 Mitarbeiter der Stadt, Feuerwehr, Polizei, des Roten Kreuzes, Malteser Hilfsdienstes und der Johanniter Unfallhilfe beteiligt waren. Bei Bodenuntersuchungen für die Erneuerung des Kunstrasens auf der Sportanlage zum Türling hatten sich mit Hilfe von alten Luftbildern drei Verdachtspunkte ergeben. Nachdem am Dienstag vorgenommene Schallmessungen ausgewertet worden waren, stand fest: Dort liegen wahrscheinlich Bomben, es muss gegraben werden. Gestern stießen die Experten in 2,50 bis drei Meter Tiefe auf die drei Fliegerbomben. Zwei lagen flach im Boden, eine stand schräg nach oben.

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Sofort setzte die Stadt die Evakuierungsaktion im Radius von 500 Metern in Gang, Zettel wurden verteilt, Feuerwehrwagen mit Mikrofon informierten die Bevölkerung. Rund 1700 Menschen sind in dem Bereich gemeldet. An der Wilhelm-von-Humboldt-Gesamtschule in Orken wurde eine Sammelstelle eingerichtet, das Rote Kreuz brauchte dort aber nur rund 50 bis 60 Menschen zu versorgen. Erheblich betroffen war der Bahnverkehr. Ab 14.30 Uhr hielten die Züge nicht mehr im Bahnhof, kurz vor Beginn der Entschärfung wurde der Zugverkehr ganz gestoppt. Auch das Finanzamt mit 240 Mitarbeitern wurde geräumt. Im 1000-Meter-Radius, dazu gehörten auch Teile der Fußgängerzone, mussten die Menschen in den Häusern bleiben.

Doch der Zeitplan geriet ins Wanken, die Evakuierung dauerte länger als geplant. Mehrere bettlägerige Menschen mussten mit Krankenwagen aus der Zone gebracht werden. Immer wieder stießen die Ordnungsbehörden, die die Häuser kontrollierten, auf Bewohner. Erst um 16.56 Uhr gab Ingeborg Hacker als Leiterin des Stabes das Zeichen, mit der Entschärfung zu beginnen.

Trotz der erfolgreichen Aktion waren gestern Bewohner verärgert. „Die Information kam sehr knapp vor der Evakuierung“, sagte Gerd Bongartz (76). Elisabeth Neifer kam nachmittags mit ihren Kindern zurück nach Hause und suchte ihre 85 Jahre alte Schwiegermutter. „Ich wusste, dass auf der Sportanlage vermutlich Bomben liegen — doch warum wurde die Aktion nicht frühzeitiger geplant und die Menschen nicht einen Tag vorher informiert?“, fragte sie. „Den Termin gibt uns der Kampfmittelräumdienst vor“, erklärte Stadtsprecherin Ines Hammelstein. Und Bombenentschärfer Dirk Putzer wies auf eine Bestimmung hin, dass nach einem Bombenfund unverzüglich die Evakuierung und die Entschärfung vorzunehmen seien.