Drohnen sollen Verkehr entlasten
Die CDU hat eine Mobilitätsstrategie erarbeitet. Unter anderem geht es um „Smart Traffic“ und das Sharing-Prinzip.
Neuss. Die Stadt steht angesichts stetig zunehmenden Straßen-, Liefer- und Güterverkehrs vor einer Herkulesaufgabe. „2010 erhielt jeder Haushalt pro Jahr im Schnitt 23 Pakete. 2016 waren es 38, und in diesem Jahr werden es vermutlich 41 sein“, sagt Thomas Klann. „Pro Tag werden alleine in der Neusser Innenstadt täglich rund 1400 Pakete zugestellt.“ Der Vorsitzende des Arbeitskreises Logistik der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) in der Neusser CDU betont, dass diese Entwicklung eine zentrale Herausforderung mit Blick auf Verkehrslösungen der Zukunft stellt. Lieferverkehr, Individualverkehr, ÖPNV, die Chancen der Digitalisierung — das alles müsse zusammen gedacht werden. Die CDU hat daher eine Mobilitätsstrategie erarbeitet, die in das Werkstattverfahren „Urbane Mobilität“ eingebracht werden soll.
Bei einem „Kongress zu Verkehr und Infrastruktur“ der Industrie- und Handelskammer (IHK) kamen 2016 deutliche Zahlen auf den Tisch: Experten erwarten, dass das Güteraufkommen im Rheinland bis 2030 um rund 40 Prozent steigt. Das ist eine Herausforderung. Die Mobilitätsstrategie der CDU möchte Neuss zu einem Innovationsstandort weiterentwickeln. Neue Verkehrs- und Logistikkonzepte sollen getestet, die Quirinusstadt zur Pilotregion moderner Techniken werden. Das bedeutet, dass auch Lieferroboter und unbemannte Drohnentransporte in den Fokus kommen. DHL, Amazon & Co. lassen mit ihren Pilotprojekten grüßen. „Es gilt, perspektivisch zu denken“, betont Klann. „Ab einer bestimmten Entfernung von 15 bis 20 Kilometer kann es sinnvoll sein, Drohnen zur Lieferung einzusetzen.“
Es sei zum Beispiel denkbar, eine Logistik-Plattform im Hafen zu schaffen und von dort aus Waren auf verschiedenen Wegen in die Haushalte zu liefern — vom Fahrradkurier, der den Nahbereich abdecke, bis hin zur Drohne, die Orte am Stadtrand ansteuere und bestimmte Produkte wie zum Beispiel Medikamente liefere. Das Ziel: mit einem Maßnahmen- und Verkehrsmix die Straßen entlasten.
Zudem soll der Verkehr intelligenter gelenkt werden. Stichwort: „Smart Traffic“. So bezeichnen Fachleute die Steuerung von Verkehrsflüssen auf Basis von automatisch erhobenen Daten zu Verkehrsdichte, Wetterbedingungen oder Umweltbelastungen. Die Daten stammen zum Beispiel von Sensoren, die sich am Fahrbahnrand befinden, oder Kontaktschleifen in der Fahrbahn. Sie werden gebündelt, analysiert, und dienen als Grundlage für die Umleitung von Verkehrsströmen — zum Beispiel via GPS-Systemen — oder angepasster Ampelschaltung. Ein weiterer Punkt des Strategiepapiers: Im ÖPNV-Bereich könnte das Sharing-Prinzip ausgebaut werden, indem starre Busfahrpläne in einem ersten Schritt über in Echtzeit aktualisierte Mitfahrzentralen — eine App dient dabei als Schnittstelle — ergänzt werden. Zudem regt die CDU an, in Hauptbahnhofnähe einen Fernbusbahnhof mit Direktverbindungen in deutsche und europäische Großstädte einzurichten.
Eine Grundlage des Konzepts besteht darin, dass der motorisierte und der nicht-motorisierte Individualverkehr gleichberechtigt betrachtet werden. Zugleich gilt es jedoch, der Technik nicht hinterherzuhinken: Die Mobilitätsstrategie für die Zukunft muss die Entwicklung des autonomen Fahrens sowie neuer Antriebstechniken berücksichtigen.