Ein Turnier als Zeichen der Verständigung
Mehr als 2500 junge Handballer aus 15 Ländern treten in Neuss beim Quirinus-Cup an. Es geht um Siege, aber auch Freundschaften.
Neuss. Europäische Verständigung beginnt im Kleinen. Mehrsprachig stimmen sich gestern Mittag die Teams aus den Neusser Partnerstädten Pskow (Russland) und Rijeka (Kroatien) im Neusser Rathaus auf den Quirinus-Cup ein. Zur Begrüßung spricht Bürgermeister Reiner Breuer einige Worte. Natürlich lenkt er den Blick auf den Sport, schließlich werden sich an diesem Pfingstwochenende mehr als 200 Jugendteams im Handball messen. Vor allem aber spricht Breuer das an, wofür das Turnier steht: Sport verbindet.
„Es ist wichtig und ein tolles Zeichen, dass sich junge Menschen aus vielen Ländern Europas hier treffen — gerade in einer Zeit, in der Europa im Zuge steigenden nationalstaatlichen Denkens zu bröckeln scheint“, sagt Breuer. Es gehe darum, „Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zu entdecken“. Der Quirinus-Cup sei ein vorbildliches Zeichen zur Völkerverständigung, so der Bürgermeister.
Genau das macht den europäischen Gedanken schließlich aus: das Gemeinsame finden, ohne Unterschiede aufgeben zu müssen. Es sind Werte, die beim traditionsreichen Quirinus-Cup gelebt werden. Rund 200 Mannschaften aus ganz Europa haben sich angesagt, alles in allem kommen mehr als 2500 Jugendliche aus 15 Nationen nach Neuss. Der Großteil ist zwischen zehn und 14 Jahre alt. Und sie alle haben nicht nur das Ziel, sportlich möglichst weit zu kommen, sondern auch, neue Freundschaften zu gewinnen.
Beim Empfang im Neusser Rathaus stehen die Jugendlichen aus Pskow und Rijeka nebeneinander. Es gibt einige Reden von Vertretern ihrer Vereine, sie werden in verschiedene Sprachen übersetzt. Man sieht die Neugier der Jugendlichen, und Neugier ist gut: Sie hilft dabei, aufeinander zuzugehen. Das ist die Grundlage für jedes Miteinander.
Einer, der sich mit diesem Miteinander bestens auskennt, ist Wolfgang Spangenberg. Er arbeitet im Organisationsteam des Quirinus-Cups mit und ist dort Ansprechpartner für die osteuropäischen Mannschaften. Sein Smartphone klingelt immer mal wieder, er ist ein gefragter Mann. Noch sind nicht alle Mannschaften da, nach und nach kommen sie in Neuss an — und manchmal gibt’s auch Unwägbarkeiten, zum Beispiel, weil ein Busfahrer noch eine Ruhepause einlegen muss. Spangenberg nimmt es gelassen. Es läuft, daran ändern auch die letzten kleinen Unwägbarkeiten nichts.
Der Quirinus-Cup ist für die Helfer vor allem logistisch ein Aufwand. Die jungen Sportler müssen untergebracht werden, der Spielplan muss stimmen, die Abläufe müssen koordiniert werden. Gespielt wird in 15 Hallen. „Rund 100 Ehrenamtler sind an den Turniertagen im Einsatz, damit alles passt“, sagt Spangenberg. Vor allem aus den Reihen des Neusser Handballvereins (NHV) kommen viele von ihnen.
Schon bei der Begrüßungsfeier wird deutlich, dass es auch ein Wiedersehen bereits gewachsener Freundschaften ist. Alleine aus drei Neusser Partnerstädten sind Teams dabei — neben Pskow und Rijeka auch aus Châlons-en-Champagne (Frankreich). Klar, dass Bekanntschaften aufgefrischt werden. Auch das ist europäische Verständigung: gelebte Partnerschaften, gelebter Austausch.
„Der Quirinus-Cup ist für die Stadt Neuss ein Aushängeschild“, sagt Volker Staufert, seit dem vergangenen Jahr Vorsitzender des von den Co-Veranstaltern TSV Norf, TSV Bayer Dormagen, HG Kaarst/Büttgen und dem Förderverein Druschba Neuss/Pskow unterstützten Neusser HV: „Vom Grundsatz ist das Turnier in seiner jetzigen Form eine Marke, die wir auch weiterhin hochhalten wollten.“
Ohne ein hohes Maß an Flexibilität geht es aber nicht. So hat der wieder für die Erstellung der umfangreichen Spielpläne zuständige Jochen Kallenberg diesmal satte 200 Teams zu versorgen. Eine Aufgabe, die noch dadurch erschwert wird, dass der NHV jedem Gast mindestens vier Einsätze garantiert. Da die ersten Anfragen bereits im Herbst eingehen, ist die Kapazität mitunter schon erreicht, wenn Hochkaräter anklopfen. „Aber will der Königlich-Belgische Handballverband mit seiner weiblichen A-Jugend zu uns kommen, sagst du dem ja nicht ab“, sagt Kallenberg.
Reiner Breuer, Neusser Bürgermeister
Der 67-Jährige ruht in sich selbst, mag sich von gelegentlichen Wutausbrüchen aber keineswegs freisprechen: „Wirft dir eine Absage, manchmal aus dem eigenen Verein, den Spielplan durcheinander, platzt mir auch mal der Kragen.“
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