Eine Anlaufstelle für Demenz
Die Augustinus-Kliniken bauen für 20 Millionen Euro Kompetenzzentrumin der Nordstadt.
Neuss. Es sei schon ein kleines Wunder und ganz bestimmt nichts für Ungeduldige, dass der Traum des St. Augustinus-Demenzzentrums nun in Erfüllung gehe: Thilo Spychalski, Geschäftsführer der Augustinus-Kliniken, blickt bei der Grundsteinlegung etwas wehmütig auf das Jahr 2009 zurück, als die Idee erstmals konkret Form annahm. Auch der symbolische Akt am Montag war verspätet, der Stein trug die Jahreszahl 2013.
Gebündelte Kompetenz für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen: Das versprechen sich die Augustinus-Kliniken von dem Memory-Zentrum, wie sie es mit Blick auf den internationalen Markt nennen. Auf 7000 Quadratmetern soll ab dem Sommer kommenden Jahres eine zentrale Anlaufstelle für Demenz entstehen.
Des Leuchtturmprojekt, so der Ärztliche Direktor Dr. Martin Köhne, soll bundesweit Bedeutung erlangen. „Wir sehen uns als Teamplayer, die Vernetzung mit der Region ist daher enorm wichtig“, sagt Köhne.
Das gemeinschaftliche Projekt von Augustinus-Fachkliniken und -Seniorenhilfe soll vielfältiges Wissen unter einem Dach an der Steinhausstraße vereinen: Medizinische Diagnostik, individuelle Therapien, Forschung, psychiatrische Expertise, ambulante und stationäre Versorgung inklusive einer Tagesklinik für die Kurzzeitpflege, präventive Angebote wie auch gezielte Beratung.
„Es gab viel Hürden zu überspringen“, erinnert Spychalski etwa an die Finanzierung. Rund 20 Millionen Euro lassen sich die Augustinus-Kliniken das neue Kompetenzzentrum kosten. Dafür werden zum Beispiel die aktuell 40 Pflegeplätze verdoppelt, es entstehen 70 neue Arbeitsplätze.
Erfahrungen habe man weltweit gesammelt, betont Spychalski: Schweiz, Dänemark, Kanada, um nur einige Länder zu nennen. „Wir wollen hier keine Grundlagenforschung betreiben, sondern setzen eher auf eine intelligente Kooperation mit allen Anbietern auf dem Gebiet der Demenzerkrankung“, fügt Dr. Jens Benninghoff, der künftige Leitende Arzt am Memory-Zentrum, hinzu.
Dass der Bedarf für ein derartiges Demenzzentrum vorhanden ist, liegt auf der Hand: In NRW leben rund 300 000 Menschen mit Demenz, allein im Rhein-Kreis Neuss sind derzeit etwa 6000 Patienten erkrankt. Bundesweit liegt die Zahl der Betroffenen bereits bei 1,4 Millionen. Und Experten wie Spychalski gehen davon aus, „dass sich die Erkrankungen bis zum Jahr 2030 nahezu verdoppeln werden, wenn kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt“. Das Memory-Zentrum könnte ab 2015 seinen Teil dazu beitragen.