Die Toten des Ersten Weltkriegs: Der jüngste war erst 17

Johannes Diekers erstellt anhand der Sterberegister ein umfassendes Register der Toten des Ersten Weltkriegs.

Foto: Ingel

Neuss. Der erste Tote des Ersten Weltkriegs in den Neusser Sterberegistern ist ein Franzose. Eugen Hérin, 22 Jahre alt, Kriegsgefangener, starb an einem Kopfschuss. Als er ins Lukaskrankenhaus, damals das Reservelazarett 1, eingeliefert wurde, war er schon tot. Er starb am 3. September 1914.

Foto: Stadtarchiv Neuss

Hérin ist einer von 1120 Namen von Gefallenen des Weltkriegs, dieser so benannten „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“. Sie alle finden sich in den Sterberegistern der Stadt Neuss sowie in den Registern aus Grimlinghausen, Grefrath, Holzheim und Norf, die im Neusser Stadtarchiv verwahrt werden. Eine Seite für einen Toten: Die mächtigen Folianten sind chronologisch geführt und nicht unterteilt in Kriegstote und andere Verstorbene.

Nun legt das Stadtarchiv ein umfassendes Verzeichnis der Gefallenen vor: Johannes Diekers, langjähriger technischer Direktor des Neusser Hafens, war eigentlich nur auf Spurensuche zu seinem Vater. Dann arbeitete er sich in den Registern vor, und auf Wunsch von Archivleiter Jens Metzdorf ging er alle Bände durch — die Meldungen über Kriegstote reichen bis ins Jahr 1937.

Mit Hilfe von Gabriele Brüning wurde die Materialflut in eine Excel-Datei übertragen. Doch es ging nicht nur um das Herausfiltern der Kriegstoten. Recherchiert werden mussten oft genug die Schreibweisen von Orten in Frankreich, Russland oder Polen, die der Standesbeamte falsch geschrieben hatte. Falls der Eintrag des Todesortes fehlte: Wo war die Einheit an jenem Tag? Auch das haben Johannes Diekers und Gabriele Brüning herausgefunden und nachgetragen.

Die Verwaltung erhielt fast täglich die Daten der Kriegstoten von den Kommandanturen der Einheiten. In exakter Handschrift sind die Rubriken ausgefüllt, die eine Ahnung vom Schicksal der Toten vermitteln.

Johann Hubert Hecker etwa, 26 Jahre alt, verheiratet, katholischer Fabrikarbeiter, starb nach einem Oberschenkelschuss im September 1914 in Vouzier. Matthias Grüters wurde in Maurepas verschüttet. Peter Josef Haardt, Gärtner (25), starb 1916 nach einer Gasvergiftung an der Somme. Der erste Neusser Tote: Jakob Konrad Meyers, 20 Jahre alt, Kopfschuss am 6. August 1914 in Lüttich, als die deutschen Truppen das neutrale Belgien überrannten. Johann Pesch ertrank 18-jährig im März 1918 in einem U-Boot im Atlantik. Der jüngste Tote war Wilhelm Christian Quirinus Damen, Handlungsgehilfe, der im Sommer 1918 mit 17 Jahren im Lazarett in Neuss starb.

Die Fülle von Details über mehr als 1000 Tote erlaubt Nachforschungen im Familienkreis bis zur Vereinsgeschichte sowie wissenschaftliches Arbeiten auf ganz neuer Grundlage. Die Datenbank ermöglicht die Suche nach Namen oder Alter, nach Todesort oder Religionszugehörigkeit. Sie steht ebenso wie die gebundenen Verzeichnisse im Lesesaal des Stadtarchivs allen Benutzer zur Verfügung.