Elektro-Mobilität: Bei Stadtist Ernüchterung eingekehrt
Elektroautos kommen in Neuss nicht richtig ins Rollen. Verwaltung und Stadtwerke wollen nun ein neues Konzept erarbeiten.
Neuss. Mit viel Optimismus haben die Neusser Stadtwerke im April 2011 ihre ersten beiden Elektro-Ladestationen in Betrieb genommen. Damals präsentierten sie ebenfalls ihre aus mittlerweile drei Fahrzeugen bestehende kleine Elektroauto-Flotte. „Wir zeigen damit, dass wir konsequent ernst machen — mit unserem Engagement in regenerative Energien und dem Einsatz modernster Technik“, erklärte Heinz Runde, damaliger Vorsitzender der Stadtwerke-Geschäftsführung, bei der Inbetriebnahme.
Mittlerweile ist jedoch Ernüchterung eingekehrt. Nach Angaben der Verwaltung zeigen die E-Fahrzeuge der Stadtwerke nur mittelmäßige Zuverlässigkeit im Alltagsbetrieb. Zudem sei die Akzeptanz der Nutzung in der Pilotphase äußerst verhalten gewesen. Auch bei der verfügbaren Lade-Infrastruktur seien große Schwächen in der Abrechnung der Strommengen deutlich geworden, welche sich nur mit „erheblichen Kosten“ beseitigen ließen.
Für die Ratssitzung am vergangenen Freitag hatte die SPD einen Bericht der Stadtverwaltung gefordert, der den aktuellen Stand der Elektromobilitätsförderung in Neuss beinhalten sollte. Diese war im Februar 2010 einstimmig beschlossen worden. Damals wurde die Verwaltung beauftragt, unter dem Titel „eMobil-City 2020 — Perspektiven der Elektromobilität in Neuss“ gemeinsam mit den Stadtwerken ein entsprechendes Konzept mit Maßnahmen zu erarbeiten und dem Stadtrat zur weiteren Beratung vorzulegen. Laut SPD wurde dem Stadtrat unter der Leitung des damaligen Bürgermeisters Herbert Napp ein entsprechendes Konzept trotz mehrerer Anfragen seitens der SPD-Fraktion jedoch nicht vorgelegt. Nun wollen Verwaltung und Stadtwerke einen neuen Anlauf nehmen. „Das Thema steht ganz oben auf unserer Agenda“, sagt Stadtwerkesprecher Jürgen Scheer.
In der Mitteilung der Verwaltung heißt es, dass die Stadtwerke und die Stadt Neuss aktuell an einem Stufenkonzept zum Ausbau der Lade-Infrastruktur für die unterschiedlichen technischen Autosysteme mit Verrechnungsmöglichkeiten für alle Nutzer arbeiten. Zwar ist es möglich, Parkplätze anzubieten, die nur von E-Autos genutzt werden dürfen. Dieses Angebot ist laut Stadt aber wegen der geringen Nutzung von E-Autos (im Gegensatz zu den beliebten E-Bikes) unverhältnismäßig. Für ihre Dienstfahrten will die Stadt jedoch den Aufbau einer kommunalen Elektrofahrzeugflotte prüfen. Das Thema wurde am Freitag in den Planungsausschuss geschoben.
Möglich, dass der Thematik neues Leben eingehaucht wird, weil der Bund in den Jahren 2017 bis 2020 den Ausbau der Lade-Infrastruktur zusätzlich mit 300 Millionen Euro fördert. „Eine Chance, die sich aus unserer Sicht die Stadt Neuss nicht entgehen lassen sollte“, schreiben die Sozialdemokraten in ihrem Antrag. Man hoffe, dass Bürgermeister Reiner Breuer der Thematik „offener gegenübersteht“ als Napp.