Erdgas-Trasse bedroht die Natur
Für die Fernleitung Zeelink soll eine Schneise in den Vorster Wald geschlagen werden.
Kaarst. Es ist ein echtes Mega-Projekt: Die Erdgas-Fernleitung von Lichtenbusch an der belgischen Grenze bis St. Hubert bei Kempen. Mehr als 200 Kilometer schlängelt sich die Trasse durchs Land NRW, 17,5 Kilometer davon führen durch den Rhein-Kreis Neuss — auch durch den Vorster Wald.
„Die bevorzugte Variante des Korridors für die künftige Trasse verläuft von Glehn nach Schiefbahn. Kaarst wäre im Bereich der bereits vorhandenen Gasleitung an der Stadtgrenze zu Korschenbroich, zwischen Vorst und Kleinenbroich, betroffen“, erklärt die Technische Beigeordnete, Sigrid Burkhart. Dafür würde eine 25-Meter-Schneise in den Vorster Wald geschlagen. „Das trifft uns besonders hart, weil Kaarst sehr waldarm ist. Gerade sechs Prozent des Stadtgebiets sind Wald“, erläutert Burkhart. Die Stadt habe im Raumordnungsverfahren bereits Bedenken gegen die geplante Trassenführung angemeldet, von der wertvolle Waldflächen und das Landschaftsschutzgebiet betroffen seien.
„Es ist eins von zwei Feuchtgebieten auf dem Stadtgebiet, das einzige im Westen von Kaarst und ein ganz wichtiger Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere“, stellt Ulrike Silberbach vom Naturschutzbund (Nabu) Kaarst fest. Seit eingen Jahren ist sie im Bereich des Kaarster Grabens/Nordkanal aktiv, kartiert Amphibien mit der Biologischen Station des Rhein-Kreises Neuss. „Wir haben dort die in der Roten Liste als gefährdet eingestuften Ringelnattern gefunden. Außerdem geschützte Arten wie Teichmolche, Erdkröten und Wasserfrösche“, sagt sie. Überdies würden die ebenfalls unter Schutz stehenden einheimischen Orchideenarten in diesem Gebiet vorkommen.
Silberbach hat sich nun im Namen des Nabu Kaarst schriftlich an die Bezirksregierung gewandt und auf die große ökologische Bedeutung des Areals hingewiesen. „Ich glaube nicht daran, dass die Trasse anders geführt werden kann. Die Leitung müsste dann einen zu komplizierten Weg nehmen. Aber wir appellieren an die Verantwortlichen, die Eingriffe in die Natur so gering wie möglich zu halten“, erklärt sie.
So dürfe die Querung des Nordkanals nicht zur Unterbrechung des natürlichen Wasseraustauschs führen. Denn der in diesem Bereich recht naturnahe Kanal sei ein wichtiger Lebensraum für Wasser-Organismen und Arten wie den Eisvogel, der wegen der geringer Naturnähe in Kaarst nicht ausweichen könne.
Weiter heißt es in dem Schreiben: „Wegen der Waldarmut der Stadt Kaarst bitten wir dringend darum, die für den Bau notwendige Schneise schmaler zu halten als das für die Querung von Wäldern normalerweise geschieht“ und „Da auf der fertiggestellten Trasse Baumbewuchs nicht möglich ist, bitten wir darum, dieses Areal im Bereich des Vorster Waldes und des nach Norden angrenzenden Kaarster Grabens ökologisch wertvoll zu gestalten und nicht wie über der schon westlich der K34 liegenden Trasse nur mit niedrig gehaltenem Grasbewuchs oder gar Feldern.“ Silberbach hofft nun auf eine positive Antwort der Bezirksregierung.