Experten gestalten individuelle Räder

Wem das eigene Fahrrad zu öde ist, kann es bei „Erftrad“ verschönern lassen.

Foto: Lothar Berns

Wevelinghoven. Was für Autos gilt, gilt auch für Fahrräder: Je ausgefallener, desto auffälliger. Während viele Tuner Autos aufmotzen und ihnen eine individuelle Optik verpassen, wollen mindestens ebenso viele Fahrrad-Fans nicht etwa mit einem Standard-Rad unterwegs sein, sondern ganz besondere Drahtesel fahren — zum Beispiel mit besonderen Lackierungen, Rahmenkonstruktionen oder auf alt getrimmt. „Der Kreativität sind eigentlich keine Grenzen gesetzt“, sagt Fahrradhändler Karsten Griesenbruch.

Er betreibt mit seinem Kollegen Dietmar Ridder an der Poststraße in Wevelinghoven die Fahrrad-Manufaktur „Erftrad“ und hat vor einigen Jahren sein Hobby zum Beruf gemacht. Mit der Erfüllung von Kunden-Sonderwünschen haben die beiden Schrauber gewissermaßen eine Marktlücke entdeckt. Wenn sie auch keine Rahmen selbst schweißen, sorgen sie in ihrer Werkstatt für den Feinschliff und solche Extra-Accessoires, die das Fahrradfahren für Fans zum Erlebnis machen.

Ein Beispiel für die Sondermodelle, die die Wevelinghovener verkaufen: das Modell „Erftrad Tourensport“ mit rotem Stahlrahmen und weißen Reifen, das nostalgisch und stilvoll daherkommt und über einen Gepäckträger mit Holzkomponenten verfügt. Solche Akzente lassen die Herzen vieler Radler höherschlagen. Manche geben sogar mehrere Tausend Euro für solche Unikate aus. „Wir haben viele Stammkunden, die immer wieder zu uns kommen und sich neu ausstatten lassen“, berichtet Karsten Griesenbruch, der zu den Händlern zählt, die auch privat so gerne Radfahren, dass sie nur dann ins Auto steigen, wenn sie es denn unbedingt müssen.

Doch der 46-Jährige hat nicht nur ein Faible für schickes Design, sondern auch für die Technik. „Die hat sich in den vergangenen Jahren rasant weiterentwickelt. Vorherrschend ist der Trend zu Rädern mit Elektromotoren. Wir verkaufen aber nach wie vor eher klassisch angetriebene Fahrräder“, sagt Griesenbruch, der etwa mit Blick auf die Möglichkeiten der Fahrradbeleuchtung von „Quantensprüngen“ spricht. Die LED-Lampen seien deutlich leistungsstärker als die bis vor wenigen Jahren noch standardmäßig verbauten Halogenleuchten. Doch das ist nicht alles: Mittlerweile ließen sich sogar Navigationsgeräte an die Räder anschließen, die vielfach zusätzlich mit wartungsarmen Zahnriemen statt des üblichen Kettenantriebs ausgestattet sind.

Neben den Sonderanfertigungen und Reparaturen ist das Thema „gesundes Fahrradfahren“ im Geschäftsalltag von Karsten Griesenbruch und Dietmar Ridder ein weiterer Schwerpunkt. Denn immer häufiger suchen Kunden bei ihnen Rat. „Viele klagen zum Beispiel über Nackenschmerzen, wenn sie radeln“, berichtet Griesenbruch. Der Fahrradhändler hat für fast alle Probleme rund ums Radeln eine Lösung parat. „Oft ist der Sattel falsch eingestellt, was wiederum dazu führt, dass die Kunden nicht richtig auf dem Rad sitzen,“ weiß er.

Um genau zu analysieren, wo das jeweilige Problem seinen Ursprung hat, haben sich die Wevelinghovener ein spezielles Analysegerät angeschafft, das auf den ersten Blick ausschaut wie ein Fahrrad-Trimmer aus dem Fitnessstudio. Das Besondere: Mit Hilfe dieses Geräts können die beiden Fachleute auch über eine seitlich angebaute Kamera genau analysieren, wie der jeweilige Radfahrer idealerweise seinen Drahtesel einstellen muss und ob er gegebenenfalls einen speziellen Sattel braucht.

„Mittlerweile gibt es sehr viele Möglichkeiten, das Radfahren bequem zu machen“, sagt Griesenbruch. Wenn er ein Fahrrad in der Werkstatt für einen Kunden fertigmacht, verbaut er auf Wunsch auch einen im Winkel verstellbaren Lenker — ein Zusatzprodukt, das sich insbesondere für die Fahrer eignen soll, die trotz richtig eingestellten Sattels und richtiger Sitzposition immer noch zu weit vom Lenker entfernt sitzen.