Mehrere Drogenfunde bei Razzia
Bei der Großkontrolle am Dienstagabend im Marienviertel wurden 60 Personen überprüft. Die Polizei fand Heroin, Amphetamin und Cannabis.
Neuss. Knapp eine Woche vor dem zweiten Runden Tisch zum Thema „Drogenkriminalität im Marienviertel“ führten uniformierte und zivile Polizisten am Dienstag bis in die Mittwochnacht hinein Kontrollen in der Innenstadt durch. Dabei überprüften die Ermittler mehr als 60 auffällige Personen. Wie die Polizei gestern mitteilte, erfolgte der Einsatz mit Unterstützung des Kommunalen Service und Ordnungsdienstes (KSOD) der Stadt.
Bei einer Kontrolle am Marienkirchplatz fiel den Beamten ein 24 Jahre alter Mann auf. Als er die Ermittler als solche erkannte, versuchte er schnell, eine Zigarettenpackung mit Marihuana an einem Stromkasten verschwinden zu lassen. Die Polizei stellte das Rauschgift sicher. Einen weiteren „Treffer“ landeten Polizisten an diesem Abend auch an der Adolf-Flecken-Straße. Dort hatte gerade ein verdächtiges Trio ein Parkhaus verlassen. Die drei unterbrachen augenblicklich ihre Unterhaltung und distanzierten sich voneinander. Bei der Kontrolle der Männer im Alter von 31, 33 und 38 Jahren fanden die Einsatzkräfte bei einem von ihnen ein Tütchen mit Heroin.
Bei der Überprüfung von fünf weiteren verdächtigen Männern (24 bis 49 Jahre alt) im Bereich Marienkirchplatz, der Krefelder- und der Kapitelstraße stellten die Ordnungshüter weiteres Rauschgift sicher — darunter wenige Gramm Amphetamin, Cannabis und Marihuana. Im Zuge der Ermittlungen durchsuchten Kriminalbeamte auch die Wohnung eines über 40-Jährigen am Theodor-Heuss-Platz. Neben etwas Heroin stellten sie mehr als 3000 Euro in kleiner Stückelung sicher. Die Tatverdächtigen müssen sich alle wegen Verdacht des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz verantworten. Die Ermittlungen gegen sie dauern an.
Seit Monaten beklagen Anwohner die Drogenkriminalität rund um den Marienkirchplatz. Im vergangenen Jahr hatten sie sich in einem offenen Brief an Bürgermeister Reiner Breuer gewandt und darin „unhaltbare Zustände“ beschrieben. Daraufhin wurde Ende vergangenen Jahres ein Runder Tisch einberufen.
Zwar hatte sich die Situation in den Herbst- und Wintermonaten zunächst beruhigt, doch seitdem die Temperaturen wieder wärmer werden, ist auch die Drogenproblematik offenbar zurück auf den Straßen der Innenstadt. Anwohner berichteten sogar von einer Verschlimmerung. Die Verdächtigen — meist junge Männer — träten immer aggressiver auf.
Andreas Alberts ist Mitgründer der Anwohnerinitiative und hat die Szene vor seiner Haustür. Der 52-Jährige findet lobende Worte für die Maßnahmen der Polizei. „Ich begrüße die Aktion. Es musste einfach etwas passieren, denn hier herrscht dringender Handlungsbedarf.“ Es sei aber noch zu früh, um beurteilen zu können, wie sich die Aktion auf die Gesamtsituation im Marienviertel auswirke — und ob sie abschreckenden Charakter habe. Schließlich sei die Szene äußerst geschickt — so würden Kundenaquise, Geld- und Drogenübergabe mittlerweile jeweils von unterschiedlichen Personen vorgenommen.
Dass die Aktion knapp eine Woche vor dem zweiten Runden Tisch gestartet wurde, hält Andreas Alberts nicht für einen Zufall. „Es liegt nahe, dass dieser Zeitpunkt bewusst gewählt wurde, um Ergebnisse vorweisen zu können.“