Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen nehmen zu

Das ergibt eine AOK-Auswertung zu Ursachen von Arbeitsunfähigkeit.

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Rhein-Kreis. Die Grippewelle Anfang des Jahres hat den Rhein-Kreis nicht voll erwischt, trotzdem sind Atemwegserkrankungen — gefolgt von Erkrankungen an Muskeln und Skelett — in diesem Jahr die häufigste Ursache für eine Arbeitsunfähigkeit. Das geht aus einer Auswertung der AOK Rheinland/Hamburg hervor, die Regionaldirektor Hans-Werner Stratmann gestern vorstellte. Der richtete dabei allerdings den Blick vor allem auf den „Drittplatzierten“ — die psychischen Störungen. Denn bei keiner anderen Erkrankung sind die Fallzahlen so in die Höhe geschnellt, wie bei dieser Diagnose, die inzwischen bei jedem achten Berufstätigen Grund für eine Arbeitsunfähigkeit ist. Und keine Diagnose zieht so lange Ausfallzeiten nach sich. Im Durchschnitt fehlen derart Erkrankte 28,5 Tage.

„Die Fehltage wegen psychischer Erkrankungen haben seit 2004 um 72 Prozent zugenommen“, sagt Stratmann, der den Anstieg auch als Folge einer tiefgehenderen Diagnostik sieht. Das ist zunächst einmal gut. Nicht gut sind nicht zuletzt die (wirtschaftlichen) Folgen für Patient wie Unternehmen. Auch sie hatte die AOK im Auge, als sie vor vier Wochen das Programm „Lebe Balance“ zur Stärkung der psychischen Gesundheit startete. Es gehe darum, Stress und Zeitdruck vorzubeugen, sagt Stratmann. Dem gleichen Krankheitsbild widmet sich auch ein ganztägiger Kongress mit dem Titel „Psychische Belastung am Arbeitsplatz“, zu dem die AOK am Mittwoch, 26. Oktober, in das Neusser Hotel Holiday Inn einlädt. Anmeldungen sind noch möglich, sagt Stratmann.

Die AOK zählt im Rhein-Kreis 125 108 Versicherte, von denen 41 436 im Arbeitsleben stehen. Sie liefern die Datenbasis für die Untersuchung der Krankenstände, die auf Basis der Zahlen des ersten Halbjahres für das gesamte Kalenderjahr hochgerechnet wurden. Demnach steigt der Krankenstand bei den versicherungspflichtig Beschäftigten zum fünften Mal in Folge leicht und wird voraussichtlich bei 5,83 Prozent enden (Vorjahr: 5,74). Dabei wurden natürlich nicht die Tage erfasst, die Arbeitnehmer fehlen durften, ohne einen Arzt aufzusuchen und sich eine Arbeitsunfähigkeit attestieren lassen zu müssen. Bei Auswertung aller 33 534 vorliegenden „gelben Scheine“ kam heraus, dass kranke Arbeitnehmer im Durchschnitt 11,9 Kalendertage fehlten. Bei 1,45 Prozent der Fälle (Vorjahr: 1,64 Prozent) aber spricht die AOK gar von einer Langzeiterkrankung. Sie hinderte die jeweils Betroffenen mehr als sechs Wochen daran, zur Arbeit zu gehen.