Feldhaus-Gabe fürs Museum
Frühere Museumschefin vererbt der Stadt Werke im Wert von 1,6 Millionen Euro.
Neuss. Aus dem Jahr 1911 stammt „Die Marquise“ von James Ensor, im demselben Jahr fertigte er sein Werk „le Salon Bourgeois“. Der „Salon“ ist im Besitz des Clemens-Sels-Museums, nun wird er durch das großformatige Ölbild wunderbar ergänzt. Die „Marquise“ stellt einen Höhepunkt in dem Konvolut von Gemälden und Lithografien, Radierungen, Holzschnitten und Kupferstichen dar, die Irmgard Feldhaus „ihrem“ Museum vererbt hat.
Im August war die hoch geachtete Kunstsammlerin und langjährige Direktorin des Museums gestorben. Dass sie das Haus am Obertor mit wertvollen Werken aus ihrer umfangreichen Sammlung bedenken würde, war kein Geheimnis. Nun ist der Übergabeakt vollzogen. 54 Kunstwerke im Wert von etwa 1,6 Millionen Euro sind jetzt im Besitz der Stadt.
Einen „doppelten Glücksfall“ nennt das Museumsdirektorin Uta Husmeier-Schirlitz, die nach eigenen Worten „immer noch „staunend vor den Kostbarkeiten“ steht: Nicht in Jahrzehnten hätte das Museum Vergleichbares ankaufen können, sagt sie. Ein Ensor dieser Größe und Qualität etwa sei zudem auf dem Kunstmarkt gar nicht verfügbar. Vor allem aber: Die Werke passten ganz spezifisch zur Museumssammlung, ergänzten sie aufs Beste.
Eine kleine Auswahl der Feldhaus-Exponate stellte sie gestern vor. Eine Bibel-Gesamtausgabe mit Chagall-Radierungen, „Jazz“ von Henri Matisse, eine Mappe mit Radierungen von Max Beckmann, vertreten sind weiter Maurice Denis, Heinrich Campendonk, auch authentische Naive wie Adalbert Trillhaase mit der „Jakobsleiter“.
Diverse kostbare Künstlerbücher sind jetzt Museumsbesitz. „Die sind so komplett gar nicht mehr zu kaufen, die Galeristen trennen die Blätter heraus und bringen sie einzeln auf den Markt“, kommentierte Kulturdezernentin Christiane Zangs, die Irmgard Feldhaus als „die Grande Dame der Neusser Kultur“ würdigte.
„Wir sind als Stadt reicher geworden“, konstatierte der stellvertretende Bürgermeister Thomas Nickel. Ab Mai sollen die Kunstwerke im Museum gezeigt werden. Auf Dauer sei das nicht möglich, bekannte Uta Husmeier-Schirlitz; „schweren Herzens müssen wir viele Werke ins Depot bringen.“ Museums-Besucher wissen, warum: Die Platznot kannte schon Irmgard Feldhaus. Der seit Jahren erhoffte Erweiterungsbau steht derzeit in den Sternen.