Fernsehzuschauer erfahren wenig über den Rhein-Kreis

Rund 38 Minuten dauerte die Berichterstattung zur Tour im Kreis — mit mäßigem Erkenntnisgewinn.

Neuss. An den Neussern hat es nicht gelegen: Als die Radsport-Profis der Tour de France gestern auf ihrer zweiten Etappe den Rhein-Kreis Neuss der Breite nach durchquerten, gaben die Menschen am Straßenrand alles, sie jubelten dem Fahrerfeld enthusiastisch zu und zeigten ihre Begeisterung für das Radsport-Ereignis. Das zumindest fingen die Kameras ein und transportierten diese sympathischen Bilder in die ganze sportinteressierte Welt. Ansonsten war das, was die ARD im Rahmen ihrer Berichterstattung von den Städten und Gemeinden in der Region zeigte, … naja…eher Pflicht als Kür. Natürlich geht es zuvorderst um Sport und nicht um Touristik-Werbung. Doch der Einspieler zu Neuss wirkte lieblos zusammengeschnitten: Münster, Stadtpatron St. Quirin auf der Kuppel — Rapper „MaximNoise“ (fälschlich Max Noise genannt) auf dem Markt — Sonder-Poststempel — Feuerwehr-Löschboot im Hafen — Schwenk auf den Französischen Markt. Das war’s. Immerhin: Die Live-Kameras aus den Hubschraubern hielten ein paar Sekunden auf die Frankreich-Karte aus Strohballen, die als Blickfang auf der Rennbahn arrangiert worden war.

Geradezu ärgerlich aber, dass Kommentator Florian Naß nach dem Hinweis auf das Schützenfest Ende August und einem halben Satz zur Bedeutung des Hafens als wichtigem Güter-Umschlagplatz zu Neuss offenbar nichts mehr einfiel. Funkstille. Sekundenlang. Dann — nach Nahaufnahmen vom Straßenasphalt — Fragen an Ex-Profi Paul Voss zum weißen Trikot und der Wertung im Gesamt-Klassement, die genauso gut irgendwo auf dem freien Feld hätten erörtert werden können.

Und die anderen Kommunen? Als das Peloton gegen 13.40 Uhr Büderich passierte, zählte Naß stellvertretend für die Städte und Gemeinden an der Strecke auf, welches Begleitprogramm die Meerbuscher sich ausgedacht hatten. Büttgens Bedeutung als Radsport-Hotspot wurde herausgestellt, begleitet von Bildern des Fahrerfeldes an der Braunsmühle oder „Le Moulin Brown“, wie die durchweg französische Untertitelung (Warum eigentlich?) informierte. Von Korschenbroich blieb neben Ex-Radsportprofi Jan Ullrich und „Unges Pengste“ hauptsächlich die Choreographie von 85 Gymnasiasten im Gedächtnis, die mit Regenschirmen ein fahrendes Rad darstellten. Insgesamt keine ganz schlechte, aber allenfalls eine mäßige Ausbeute für die rund 38 Fernseh-Minuten aus dem Rhein-Kreis Neuss. Wenigstens hielten sich während dieser Zeit die größtenteils überflüssigen Einblendungen von Facebook- und Twitter-Posts in Grenzen. Die brachten nämlich so erhellende Erkenntnisse wie: Viele Leute bügeln, während sie die Übertragung der Tour de France im Fernsehen verfolgen. Na, sowas. Wenn die ARD das unter einer zeitgemäßen Interaktion versteht, kann sie es auch bleiben lassen.