Tausende erleben die Tour in Büttgen
Viele Interessierte hatten sich auf den Weg zum Rathausplatz gemacht.
Büttgen. Lian dürfte mit seinen 20 Monaten gestern einer der jüngsten Besucher gewesen sein. Er war mit seinem Onkel Matthias Schmitz aus Holzbüttgen auf den Rathausplatz gekommen, um die „Tour hautnah“ in Büttgen zu erleben — als einer von rund 10 000 Radsport-Fans, die nach offizieller Schätzung der Stadt zum Großereignis ins Herz des Radsportdorfes gekommen waren. Franz-Josef Kallen war die treibende Kraft, die Tour nach Büttgen zu holen: „Von mir fällt eine Last ab“, sagte er gestern erleichtert und fügte hinzu: „Ich bin froh, dass wir heute das weltweit größte Sportereignis in Büttgen haben. Bisher hat alles gut geklappt.“
Bereits gegen 11 Uhr zogen Menschen in kleineren und größeren Gruppen von allen Seiten in Richtung Rathausplatz. So wie man es sonst vom Rosenmontag kennt — allerdings waren sie weniger bunt kostümiert, aber in froher Erwartung eines einmaligen Erlebnisses. Das Ziel der Besucherströme war das Epizentrum der Tour-Party: Auf dem Rathausplatz standen die Tribünen, dort war auch die Bühne aufgebaut, dort spielte die Live-Musik, führten Udo Hempel und die Paralympics-Silbermedaillengewinnerin Denise Schindler Interviews mit echten Radsportlegenden — wie der inzwischen 63-jährigen Schweizer Radrennfahrerin Edith Schönenberger. Sie war in den 1980er Jahren die erfolgreichste Radsportlerin in der Schweiz. Die Frau mit den kurzen grauen Haaren verriet, welche Qualitäten ein erfolgreicher Radsportler mitbringen muss: „Leidenschaft, Fleiß und Durchhaltevermögen.“ Der Kaarster Tour-Botschafter Markus Fothen enthüllte, dass er als Profi in heiklen Situationen immer Kinderlieder gesungen habe.
Viele Kaarster Vereine nutzten das Fest zur Tour de France in Büttgen, um sich und ihre Arbeit vorzustellen. So etwa der Seniorenbeirat und Axel Volker, Vorsitzender des Stadtsportverbandes, war stolz auf die zahlreichen Aktionsflächen: Vor allem Kinder konnten sich in verschiedenen Sportarten wie Basketball und Handball ausprobieren, es gab Kunstturn- und Judo-Vorführungen. Im Schatten der Pfarrkirche St. Aldegundis war außerdem eine kleine Rundstrecke für sportliche Radfahrer aufgebaut worden. Auf diesem „Minidrome“ konnte jeder sich einmal fühlen, wie ein echter Bahnrad-Profi.
Vor der Kirche St. Aldegundis wartete auch die neunköpfige Delegation aus der französischen Partnerstadt La Madeleine mit Bürgermeister Sebastian Le Paitre, die zum Radsport-Fest nach Kaarst gekommen war. Sie fand eine kompetente Ansprechpartnerin in Person der Technischen Beigeordneten Sigrid Burkhart, die gut französisch spricht.
Axel Hebmüller, letztjähriger Kaarster Schützenkönig, hatte Geschäftsfreunde an seinen Stand eingeladen. Immobilienmakler Adam Schiefer hatte die VIP-Lounge gesponsert und eine Frau engagiert, die Kindergesichter anmalte. Die Schützen hatten sich vor der Pampusschule versammelt, sie aßen, tranken und sollten später sehen, wie sich die Tour-Teilnehmer in die Kurve legten.
Viele Besucher waren in Gruppen gekommen. Hermann Köster, früherer Leiter der Hauptschule und zuletzt an der Gesamtschule aktiv, traf sich mit früheren Kollegen und schwärmte von einem „einmaligen Ereignis“.
Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus war mehr als zufrieden: „Einfach großartig, das zu erleben — ein buntes, fröhliches Bild.“ „Fantastisch, meine Erwartungen wurden bei weitem übertroffen“, schwärmte Kulturbereichsleiter Dieter Güsgen.
Weit unter den Erwartungen vieler Besucher lag das Wurfmaterial, das aus den Werbefahrzeugen abgeworfen wurde, und zwar in Bezug auf Qualität und Quantität. An dem Gerücht, dass sogar Mobiltelefone von den Werbefahrzeugen abgeworfen werden würden, war zur Enttäuschung vieler nichts dran. Dafür waren die Fahrzeuge sehenswert, sie erinnerten zum Teil an närrische Mottowagen mit ihren überdimensionierten Radfahrern, Disney-Figuren und vielem mehr. Und sie fuhren ganz schön schnell an den Tour-Fans vorbei. Radsportlegende Udo Hempel rief ihnen immer wieder zu: „Seid nicht überrascht, ihr seid in Kaarst-Büttgen, hier schlägt das Herz für den Radsport.“ Insgesamt ein gelungenes Fest, das auf große Resonanz gestoßen war.