Finnland-Attentäter war wohl auch in Neuss
Der 18-Jährige soll polizeilich in Erscheinung getreten sein.
Neuss. Der mutmaßliche Attentäter von Turku, der am vergangenen Freitag bei einer Messerattacke in der finnischen Stadt zwei Frauen erstochen und acht weitere Menschen verletzt hat, hat sich von Januar bis April 2016 in Nordrhein-Westfalen aufgehalten. Wie ein Sprecher des NRW-Innenministeriums bestätigte, ist der 18 Jahre alte Marokkaner dabei zwei Mal polizeilich in Erscheinung getreten. „Wir hatten aber keinerlei Hinweise auf salafistische Bezüge“, sagt der Ministeriumssprecher.
Im ersten Fall ging es am 16. Januar 2016 um eine einfache Körperverletzung. Es gab eine körperliche Auseinandersetzung in einem Neusser Flüchtlingsheim. Dabei soll es sich um die Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes handeln, die sich bis Februar 2017 an der Nordkanalallee befand. In Neuss war er allerdings nur kurze Zeit untergebracht. Das zweite Mal soll er am 31. Januar 2016 in einer Unterkunft in Kerpen wegen eines ähnlichen Delikts in Erscheinung getreten sein.
In Deutschland war er offenbar mit mehreren Alias-Identitäten unterwegs. In Dortmund verzeichnete ihn die Ausländerbehörde im April 2016 als „unbekannt verzogen“, in Hamburg fiel er den Behörden auf, weil er sich illegal dort aufhielt.
Bevor er nach NRW kam, hat sich der mutmaßliche Attentäter in den nördlichen Bundesländern aufgehalten. Erkennungsdienstlich behandelt wurde er Anfang 2015 in Niedersachsen, dabei wurden ihm Fingerabdrücke abgenommen.
Auch mindestens zwei der insgesamt vier weiteren Verdächtigen, die in Finnland festgenommen wurden und mit dem Tatverdächtigen in Kontakt gestanden haben sollen, haben sich offenbar zuvor in Deutschland aufgehalten. Einer von ihnen soll in Hamburg und Göttingen gewesen und dort wegen Raubes und illegalen Aufenthalts aktenkundig geworden sein, ein anderer soll in Osnabrück zur Festnahme ausgeschrieben gewesen sein. In Hamburg soll er wegen Diebstahls aufgefallen sein.
Die Polizei in Finnland geht von einem terroristischen Hintergrund aus, der Attentäter wollte offenbar gezielt Frauen attackieren. Sie ermittelt wegen zweifachen Mordes und achtfachen Mordversuchs. Die Polizei hatte dem 18 Jahre alten Marokkaner ins Bein geschossen. Er liegt in einem Krankenhaus und wurde gestern per Videoübertragung angehört. abu/-nau