Flüchtlingsheim mit neuer Leitung
Die Malteser sind jetzt Betreiber der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) an der Stresemannallee.
Neuss. In der Flüchtlingsunterkunft an der Stresemannallee haben die Malteser die Regie übernommen. Der Essener Betreuungsdienstleister „European Homecare“, seit Eröffnung der ersten Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) in Neuss im Herbst 2012 Partner des Landes, ist raus. Sozialdezernent Ralf Hörsken begrüßt diesen Wechsel, weil er ihn mit einem Wunsch in Verbindung bringt: mehr Transparenz. „Wir bekommen nur über Eck mit, wer da eigentlich untergebracht ist“, sagt Hörsken. Der Beigeordnete hat den Eindruck, dass in der ZUE vor allem Flüchtlinge untergebracht sind, die dort auf ihre Abschiebung warten. Genau so war die Einrichtung schon früher genutzt worden, als die Flüchtlinge noch im ehemaligen St.-Alexius-Krankenhaus an der Nordkanalallee betreut wurden.
Nur 40 Prozent würden das Land freiwillig verlassen, sagt Hörsken, dessen größte Sorge ist, dass sich die übrigen absetzen oder untertauchen könnten. Entsprechend habe er vom Land als Träger und der Bezirksregierung Düsseldorf schon Klarheit eingefordert. Zuletzt allerdings hielt sich in der ZUE überhaupt kein Flüchtling auf. Denn damit der Wechsel des Betreibers, der zum 1. März erfolgt ist, reibungslos über die Bühne gehen kann, wurde das 1000-Betten-Haus einfach leer gezogen, berichtet Miriam Pichler vom „Migrationsbüro NRW“ der Kölner Malteser Werke.
Diese gemeinnützige GmbH betreut inzwischen neun Flüchtlingseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen, darunter auch die Erstaufnahmeeinrichtung in Mönchengladbach. Zum 1. Februar wurde die ZUE in Rees am Niederrhein vom Schwesterunternehmen Malteser Hilfsdienst übernommen und Neuss von „European Homecare“. Alle Wechsel waren Ergebnis einer turnusmäßigen Ausschreibung, erklärt Beatrix van Vlodrop von der Bezirksregierung.
Die Ausschreibung hätten Diakonie, DRK und Malteser in Neuss schon zum 1. Februar 2017 erwartet, als die neue ZUE an der Stresemannallee in Betrieb genommen wurde. Damals wurde die Gründung einer Bietergemeinschaft für die ZUE Neuss erwogen, letztlich aber bewarben sich Malteser und DRK über ihre Landesverbände. Mit dem Zuschlag an die Malteser sei man aber nicht raus, sagt DRK-Geschäftsführer Marc Dietrich. „Wir unterhalten zwei Beratungsstellen dort“, sagt er. Die eigens dafür vom Land geschaffenen Stellen seien gerade erst verlängert worden, sagt er.
Auch Diakonie und Caritas sind in dem Haus präsent, bieten Verfahrensberatung an oder begleiten Flüchtlinge, die von sich aus in ihr Heimatland zurückkehren wollen. Den Wechsel im Betreuungsmanagement stemmen die Malteser derzeit mit einem eigenen Aufbauteam, das auch mit „Profis“ aus anderen Häusern zusammengesetzt ist. Hat sich der erste Trubel gelegt, werden die Malteser immer noch gut 100 Mitarbeiter im Haus beschäftigen, die den Alltag im Haus organisieren. Aber nicht nur. „Die soziale Arbeit steht im Vordergrund“, so Pichler. Das beinhaltet Freizeitangebote ebenso wie die Vermittlung von Deutschkenntnissen. Ein Unterschied zwischen Flüchtlingen mit guter oder unwahrscheinlicher Bleibeperspektive werde da nicht gemacht.