Frauenarztpraxis im Vogthaus Neue Therapie gegen Blasenschwäche in Neuss

Neuss · In der Frauenarztpraxis im Vogthaus kommt ab sofort ein besonderes Gerät zum Einsatz: ein sogenannter Beckenbodenstuhl.

Andrea Engels-Ebertz (v.l.), Sarah Gilges (medizinische Fachangestellte) und Antje Pusch mit dem Beckenbodenstuhl.

Foto: Iris Wilcke

(iw) „Jede zweite Frau hat mit dem Thema zu tun,“ weiß Andrea Engels-Ebertz, Fachärztin für Frauenheilkunde, „sei es nach Schwangerschaften und Geburten oder in den Wechseljahren.“ Die Rede ist von Inkontinenz. Eine medizinische Behandlung dagegen wird nun erstmals in Neuss in der Frauenarztpraxis im Vogthaus angeboten, und zwar mithilfe eines Beckenbodenstuhls.

Die Funktion des Geräts ist einfach erklärt: Die Patienten nehmen komplett angezogen auf dem Stuhl Platz. Über das Steuermodul wird die Elektrostimulation langsam und in Absprache mit den Patienten bis zu hundert Prozent hochgefahren – Zielzone ist die Muskulatur des Beckenbodens. „Es bitzelt ein bisschen,“ erklärt Frauenärztin Antje Pusch. Die Stimulation sorge dafür, dass die Kontrolle über die Beckenbodenmuskulatur sowie die Blase zurückgewonnen werden kann.

Durch die Aktivierung der Muskeln strafft sich der Bereich, das Senkungsrisiko wird minimiert. Zudem sorge die Behandlung für eine bessere Durchblutung und kann, sowohl bei Frauen, als auch bei Männern, bei sexuellen Dysfunktionen oder Libido-Verlust helfen. „Die Aktivierung der Muskeln führt dazu, dass unsere Patienten überhaupt erst einmal wieder merken, um welchen Bereich es geht und im Anschluss an die sechs bis acht Behandlungen durch entsprechendes häusliches Training den Zustand gut erhalten können,“ erklärt Frauenärztin Antje Pusch.

Bisher wird die Leistung von den privaten Krankenkassen übernommen. Als Selbstzahler kostet eine Behandlung, die im „Walk-in-walk-out-Verfahren“ je 28 Minuten auf dem Stuhl in Anspruch nimmt und nach ärztlichem Aufklärungsgespräch optimalerweise zweimal in der Woche stattfindet, 125 Euro. „Laut neuester Studien profitieren 85 Prozent der Patienten von der Behandlung und spüren subjektiv eine deutliche Verbesserung,“ so Engels-Ebertz, die aus den Rückmeldungen ihrer Patientinnen auch die Steigerung der Lebensqualität betont: „Gerade bei der sogenannten Dranginkontinenz ist etwa die Verlängerung von Autofahrten ohne Toiletten-Pause ein echter Gewinn.“

(IW)