Frimmersdorfs Zukunft ist unklar
RWE Power kann jetzt noch nicht sagen, welche Kraftwerksblöcke in die Kapazitätsreserve gehen.
Grevenbroich. Grevenbroicher Bürger und Politiker warten auf eine Entscheidung, wie die Zukunft des Kraftwerks Frimmersdorf mit noch zwei 300-Megawatt-Blöcken aussieht. Bis Ende des Jahres soll Klarheit herrschen. Das teilte RWE Power gestern mit.
Fest steht schon jetzt: Das Unternehmen wird seine Stromproduktion aus Braunkohle bis Ende des Jahrzehnts um zehn bis 15 Prozent zurückfahren. Mehrere Kraftwerksblöcke sollen vom Netz gehen. Dies ist eine Folge des Klima-Kompromisses der Bundesregierung. Dieser sieht vor, dass zur Minderung des CO2-Ausstoßes bundesweit Anlagen mit insgesamt 2,7 Gigawatt — die Hälfte entfällt auf RWE — zwischen 2017 und 2020 in eine Kapazitätsreserve überführt werden, in der sie maximal vier Jahre bleiben dürfen. Danach gehen sie ganz vom Netz.
Um welche Blöcke es sich handelt, steht noch nicht fest. In Grevenbroich wird befürchtet, dass auch die Frimmersdorfer Blöcke „Paula“ und Quelle“ dabei sind. RWE Power will „möglichst in der zweiten Hälfte des Jahres die Entscheidung haben“. Das sagte Vorstandsvorsitzender Matthias Hartung gestern bei der Jahrespressekonferenz von RWE Generation/RWE Power in Bergheim.
RWE-Betriebsrat Jürgen Linges, zugleich Vertrauensleute-Vorsitzender der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE), sieht für das Kraftwerk Frimmersdorf keine größere Gefahr als für andere Standorte. „Die Blöcke hier werden so rentabel betrieben wie 300-Megawatt-Blöcke in Neurath, Niederaußem und Weisweiler. Außerdem liefert das Kraftwerk die Fernwärme für 50 bis 60 Prozent der Haushalte im Ort.“
Matthias Hartung, Vorstandsvorsitzender
Erwin Winkel, Personalvorstand bei RWE Power, betonte, dass für das Kraftwerk Frimmersdorf derzeit keine Stilllegung geplant ist. „Wir werden es nicht vorzeitig aufgeben.“ Jürgen Linges bezeichnet es als gut, dass die zunächst von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) forcierte Klima-Abgabe vom Tisch ist. „Die Stimmung in der Belegschaft ist besser als vor einigen Wochen“, sagt Linges. „Die Klima-Abgabe hätte das Aus für die Braunkohleverstromung hier bedeutet.“ Mit dem neuen Energie-Paket „müssen wir allerdings die Kröte schlucken, dass mit der Stilllegung von Blöcken Arbeitsplätze abgebaut werden“, so Linges. Laut Erwin Winkel geht es um 900 bis 1000 Arbeitsplätze im Revier.
Nun muss geklärt werden, welche Blöcke im Rahmen des Energiekompromisses in die Kapazitätsreserve verlegt und später stillgelegt werden. In Bergheim betonte Hartung: „Um allen Gerüchten zu begegnen: Es gibt keine Entscheidungen bezüglich konkreter Blockstilllegungen.“ Er habe bei Betriebsversammlungen die vielen Fragen von Mitarbeitern gehört. „Doch wir müssen um Geduld bitten.“ Nach der Sommerpause wird der Konzern mit dem Bund über Details zum Eckpunktepapier sprechen.