Fußgängerzone: Ärger um Verkehr

Lieferverkehr, Autos und Fahrräder sind häufig auch außerhalb der erlaubten Zeiten auf der Einkaufsmeile unterwegs.

Foto: L. Berns

Grevenbroich. Trotz seines jungen Alters von vier Monaten war „Leo“ vielen Passanten der Breite Straße schon bestens bekannt. Der niedliche Border Collie hatte sein Zuhause im kleinen Café „Das Schokolädchen“ — und hin und wieder tapste er vor die Tür, um nachzugucken, was da draußen so alles los ist. Jetzt ist der Hund tot, er wurde von einem Auto überfahren. Ein Lieferwagen, der jenseits der erlaubten Zeiten in der Fußgängerzone unterwegs war, hat den Welpen überrollt.

Nicole Wegner, Café-Betreiberin

Besitzerin Nicole Wegner ist entsetzt, sie macht sich Vorwürfe: „Ich hätte den Hund anleinen sollen, dann wäre das alles nicht passiert“, sagt die 44-Jährige. Die Schuld am Unfall gibt sie sich selbst — doch die Café-Betreiberin stellt vor diesem Hintergrund auch die Frage: „Warum muss in der Fußgängerzone so viel Verkehr herrschen?“ Autos, Lieferwagen und Fahrräder seien vor- und nachmittags nahezu ständig auf der Breite Straße unterwegs, obwohl die Einkaufsmeile ab 11 Uhr für sie gesperrt ist. „Anstatt sich mit der Farbe von Markisen und Stühlen zu beschäftigen, sollte sich die Stadt einmal Gedanken über die Sicherheit ihrer Bürger in der Fußgängerzone machen“, so Wegner. Nicht nur sie, sondern auch Kunden und Geschäftsleute aus ihrer Nachbarschaft würden sich darüber beschweren, dass sich niemand um den Verkehr auf der Breite Straße kümmere. „Ich erwarte einfach, dass Ordnungsamt und Polizei geltendes Recht durchsetzen. Hier hat nach 11 Uhr keiner mehr zu fahren — basta“, sagt die 44-Jährige.

Das Thema ist im Rathaus angekommen, versichert der zuständige Dezernent Claus Ropertz. Mehrere Anlieger hätten sich bereits wegen des Verkehrs in der Fußgängerzone an ihn gewandt. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes würden zwar sporadische Kontrollen vornehmen — doch um das Problem in den Griff zu bekommen, müssten regelmäßige Streifen unterwegs sein, es müsste massiver durchgegriffen werden. „Das setzt natürlich bestimmte personelle Ressourcen voraus, die wir zurzeit nicht haben“, sagt der Dezernent. Ropertz setzt auf drei junge Mitarbeiter der Stadtverwaltung, die zurzeit ihre Ausbildung abschließen und voraussichtlich nach der Sommerpause im Außendienst eingesetzt werden sollen — auch innerhalb der Einkaufsmeile.

Darüber hinaus sei die Stadt mit der Polizei in Kontakt, die ebenfalls in der Fußgängerzone kontrolliere — zuletzt sogar mit der Laserpistole. „Anlieger hatten sich darüber beklagt, dass der Lieferverkehr mit zu hohen Geschwindigkeiten auf der Breite Straße unterwegs war“, so Ropertz: „Die Messergebnisse konnten diesen Eindruck aber nicht bestätigen.“

Der frühere Stadtdirektor Heiner Küpper griff nach Beschwerden über den Verkehr in der Fußgängerzone härter durch: Ab 11 Uhr ließ er die Einkaufsmeile kurzerhand zupollern. Die Kartuschen sind noch da, auch die Poller gibt es noch — doch Ropertz will dem ehemaligen Verwaltungschef nicht nacheifern. „Die Absperrungen müssten gesetzt und nachher wieder gezogen werden, auch dafür fehlt das Personal.“