Grevenbroich wehrt sich gegen drohende Windräder-„Invasion“

Grevenbroich. Den Grevenbroichern könnte eine „Verspargelung“ ihrer Stadt drohen. Der aktuelle Entwurf für den Regionalplan der Bezirksregierung weist für das Stadtgebiet gleich neun Vorranggebiete für Windenergie aus.

Zu viele, meinen Stadtverwaltung und Vertreter von Ratsfraktionen. Bürgermeister Klaus Krützen erklärt: „Mit dem Entwurf sind wir nicht einverstanden. Wir werden uns dagegen wehren.“ Der Rat hatte vor drei Jahren beschlossen, dass in der Stadt keine zusätzlichen Windkraft-Zonen ausgewiesen werden sollen. Vorausgegangen war eine heftige Diskussion um eine geplante Zone bei Wevelinghoven. Gartenstädter sammelten damals Unterschriften.

Doch das damalige Vorhaben ist beinahe „Kleinkram“ gegenüber den Flächen, die im aktuellen Regionalplan-Entwurf auf der Grevenbroich-Karte eingezeichnet sind. Mit dem Entwurf soll sich morgen der Planungsausschuss des Regionalrats befassen. Zusätzlich zu den bestehenden Windparks auf der Vollrather und Frimmersdorfer Höhe sind sogenannte Windenergiebereiche — Gebiete, die für die Nutzung der Windkraft vorgesehen sind — beispielsweise nördlich von Kapellen und Neukirchen, zwischen Neukirchen und Langwaden sowie östlich von Wevelinghoven und des Industriegebiets Ost eingeplant. Es dürfte nach Ausnutzung all der Zonen kaum einen Ort geben, von dem aus der Blick nicht auf Rotoren fällt.

Bereits im ersten Entwurf für den Regionalplan von 2015 war „für Grevenbroich eine Vielzahl von Vorranggebieten vorgesehen. Die Stadt hat sich damals klar dafür ausgesprochen, die Zahl deutlich zu reduzieren“, erklärt Ralf Müller vom Bürgermeisterbüro. Nun liegt der zweite Entwurf vom Mai vor, und er weist noch immer neun Zonen auf. Nun soll der Entwurf eingehend geprüft und dann im Rahmen der Beteiligung eine erneute Stellungnahme formuliert werden.

Auch aus den Fraktionen gibt es erste Reaktionen. „Wir sind gegen die Ausweisung von zehn Vorrangflächen“, erklärt SPD-Fraktionsgeschäftsführer Daniel Rinkert. „Grevenbroich war bei den erneuerbaren Energien früher dabei als andere, bei uns stehen mehr Windräder als in vielen anderen Städten. Auch andere Kommunen müssen jetzt mithelfen, die Energiewende zu meistern“, so Rinkert. Die SPD habe 2013 die Resolution gegen weitere Windkraft-Zonen im Rat eingebracht. Die CDU befürwortet zwar, „dass vorhandene Vorrangflächen an den Stadtgrenzen ergänzt werden — beispielsweise zu Jüchen oder Korschenbroich. Zusätzliche Vorranggebiete lehnen wir aber ab“, erklärt CDU-Fraktionschef Wolfgang Kaiser. Und er fordert. „Die Städte müssen ein stärkeres Mitspracherecht bei der Ausweisung solcher Flächen erhalten.“