Arbeitswillige Albanerin erhält keine Genehmigung
Arjola Hatija möchte die Ausbildung zur Altenpflegerin machen. Das Kaarster Johanniterstift würde die 28-Jährige gerne einstellen, darf aber nicht.
Kaarst. Sie arbeitet gern mit alten Menschen und kommt auch hervorragend bei den Senioren an, die sie schnell ins Herz geschlossen haben. Doch Arjola Hatija darf die Ausbildung zur Altenpflegerin im Kaarster Johanniterstift nicht beginnen, sondern wird in ihr Herkunftsland Albanien zurückkehren müssen, das sie vor zehn Jahren verlassen hat. Obwohl sie, Ehemann Blerim und Töchterchen Amanda (5) sich in wenigen Monaten bestens in Kaarst eingelebt haben, erstaunlich gut Deutsch sprechen, hochmotiviert sind — und die Eltern Arbeitsstellen nachweisen können.
Rosel Band, Leiterin des Johanniterstifts in Kaarst
Hanno Wilsch, der sich seit Monaten mit Ehefrau Christine dafür einsetzt, dass die sympathische Familie in Kaarst bleiben kann, ist die Enttäuschung anzumerken, als er gestern Nachmittag von der Absage nur wenige Minuten zuvor berichtet. Der Arbeitgeberservice der Bundesagentur für Arbeit hätte seine Zustimmung geben müssen, dass Arjola und Blerim Hatija in Deutschland eine Ausbildung absolvieren dürfen. „Im Zuge der Vorrangprüfung wird ermittelt, ob es nicht doch genügend Anwärter deutscher Nationalität oder aus den EU-Staaten für die infrage kommende Stelle gibt“, erklärt er. Mit eben dem Ergebnis dieser Vorrangprüfung wird der ablehnende Bescheid begründet, wie Wilsch sagt.
Das wiederum kann Rosel Band, Leiterin des Johanniterstifts in Kaarst, nicht nachvollziehen. „Wir benötigen dringend Fachkräfte in der Altenpflege, könnten jedes Jahr zehn bis 15 Leute ausbilden, haben aber allenfalls fünf bis sechs Bewerber“, sagt sie. Kein Kaarster Problem, wie sie versichert, sondern in allen 30 Johanniter-Seniorenhäusern in Nordrhein-Westfalen Realität: „Wir finden kaum noch Auszubildende, die geeignet und motiviert sind.“
Arjola Hatija, betont Band, ist beides. Davon konnte sich die Einrichtungsleiterin bei einem vierwöchigen Praktikum der 28-Jährigen überzeugen. „Sie hat sich gleich sehr gut eingefügt und in kurzer Zeit Beziehungen zu den Bewohnern aufgebaut — das kann nicht gelernt werden, das hat etwas mit Herzensbildung zu tun.“ Arjola Hatija wiederum berichtet mit leuchtenden Augen von den Begegnungen mit den Senioren.
Im Juli 2015 war Familie Hatija in Deutschland angekommen, hatte einen Asylantrag gestellt und wurde Kaarst zugewiesen. Hier lernen alle drei fleißig Deutsch, Amanda freut sich auf die Schule, die sie ab Sommer besuchen will. Vater Blerim (30), der Erfahrung als Fliesenleger hat, wurde in einem Korschenbroicher Fachbetrieb eine Lehrstelle angeboten.
Als die Hatijas Anfang des Jahres von neuen Bestimmungen aus dem Bundesinnenministerium hörten, die Asylbewerbern vom Westbalkan Möglichkeiten aufzeigten, auf legalem Weg zu Arbeit in Deutschland zu kommen, zogen sie ihren Asylantrag zurück. Alle erforderlichen Bedingungen schienen die Eheleute zu erfüllen. Aus Gesprächen mit Behörden nahm Christine Wilsch die Zuversicht mit, dass der Antrag der Hatijas genehmigt würde. Sie will auch jetzt noch nicht aufgeben: „Dann legen wir Widerspruch ein und rollen das Ganze von vorne auf“, sagt sie.