Mehr als 4000 Läufer erreichen in Neuss das Ziel
Am Sommernachtslauf nahmen so viele Menschen teil wie noch nie. Den Hauptlauf über zehn Kilometer gewann Marcel Bischoff souverän.
Neuss. Wenige Meter vor dem Ziel ereilte Mailinda Ceka der Super-GAU: Die Starterin der Janusz-Korczak-Gesamtschule (JKG) Neuss verlor ihr Smartphone. Weil es ohne nun mal nicht geht, machte die Schülerin auf dem Absatz kehrt und barg den kostbaren Mini-Rechner. Dass sie damit wertvolle Zeit im Hobby-Lauf über fünf Kilometer einbüßte — in 31:23 Minuten belegte sie schließlich Platz 127 bei den Frauen — störte sie freilich nicht. Es gibt Wichtigeres im Leben als Bestzeiten und Rekorde.
Das galt am Samstag auch für die 34. Auflage des Neusser Sommernachtslaufs, der trotzdem zur Rekordshow wurde. 4067 Läufer im Ziel gab es noch nie, die alte Marke stand seit 2013 bei 4009. Für Marc Hillen, der sich mit seiner Agentur h1 seit 2009 im Auftrag der Turngemeinde Neuss um die Organisation kümmert, die Bestätigung, dass er mit seinem Konzept die Menschen im Rhein-Kreis erreicht: „Wir machen einen sauberen, ehrlichen Vereinslauf. Das ist ein Volkslauf für die ganze Familie.“
Konsequenterweise geriet in dem rund sechseinhalbstündigen Laufspektakel das Duell um die Spitze fast zur Nebensache. Zumal es in den beiden Hauptläufen überlegene Sieger gab: Über 10 000 Meter fand sich in Abwesenheit von Vorjahressieger Toni Riediger keine Konkurrenz für Marcel Bischoff (Bayer 04 Leverkusen).
Bischoff gewann in 33:31 Minuten deutlich vor Matthias Rück (TG Neuss/34:35) und Wolfgang Lenz (Rhein-Marathon Düsseldorf/34:46). „Es hat Spaß gemacht. Vor so vielen Zuschauern läufst du ja sonst eher selten“, sagte der Gewinner.
Für den Geschmack von Rück hätte es an der Strecke sogar noch ein wenig voller sein können, „vor allem am Marienbildchen an der Neustraße“. Im Gegensatz dazu fühlte sich Lenz vom Trubel an und auf der Strecke, wo die Bands Quasi Samba aus Dormagen und Dweilorkest de Joekels aus dem niederländischen Boxmeer für Stimmung sorgten, fast schon gestört: „Das war echt zu laut, wenn du da vorbeigelaufen bist. Richtig schwer waren auch die Überholmanöver auf dem engen und kurvigen Kurs.“
Das alles interessierte Petra Maak (TSV Bayer Dormagen) bei ihrem ersten Sieg über zehn Kilometer in Neuss nicht. Sie verwies ihre durchweg jüngeren Rivalinnen in 38:45 Minuten deutlich auf die Plätze. „Das hat richtig Spaß gemacht“, sagte die Siegerin.
Ähnlich empfand der amtierende Neusser Schützenkönig Gerd Sassenrath. Er belegte im von Daniel Laps (ASC Düsseldorf) in 16:35 Minuten gewonnenen Hobby-Lauf über fünf Kilometer in 23:25 Minuten Rang 95 im Gesamteinlauf (89. Männer) und resümierte beseelt: „Herrlich! Luft habe ich keine mehr, aber zum Glück ist die Sprache wieder da. Das ist ein tolles Event.“
Wie gewohnt, fiel der letzte Startschuss erst, als die Sonne sich schon langsam verabschiedete. 46 Viererteams traten zum Staffelwettbewerb an. Zwar konnten die Läufer über die aufgestellte Leinwand die ungefähre Reihenfolge der Staffeln beobachten, aber immer wieder sah man Teilnehmer mit ratlosem Blick den Staffelstab winken, bis der Teamkollege sich in den schmalen Wechselbereich durchschob. Mit knapp zehn Sekunden Vorsprung vor den „Hockeyjungs“ überquerten schließlich die „TG Toprunner“ mit Nourdine Batate, Andreas Decker, Matthias Rück und Habtom Tedros als erste Staffel nach 13:55 Minuten die Ziellinie.