G9: Schulleiter wollen klare Regeln

CDU und FDP planen die Rückkehr zu G9 in NRW. Das stellt die Schulen vor große Herausforderungen.

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Neuss. Die von CDU und FDP in NRW geplante Rückkehr zu G9 stellt die Schullandschaft vor große Herausforderungen. „Eine zusätzliche Jahrgangsstufe an den Gymnasien bedeutet, dass mehr Platz benötigt wird“, sagt Schuldezernentin Christiane Zangs. Das bedeutet Kosten. „Da es sich um ein Landesgesetz handelt, muss auch das Land zahlen“, betont sie. Um wie viel Geld es sich handelt — in anderen Städten seien laut Zangs schon Zahlen zwischen 100 000 und 150 000 Euro pro Schule genannt worden —, sei noch nicht seriös abzuschätzen. Wie so vieles, was mit der von CDU und FDP angestrebten Rolle rückwärts in der Schulpolitik und der Abkehr vom Turbo-Abi zu tun hat.

Die Schulleiter der Gymnasien in Neuss wähnen sich in der Warteschleife. „Ruhe bewahren ist das Gebot der Stunde“, sagt Manfred Neumann, Schulleiter des Nelly-Sachs-Gymnasiums. Die Politik müsse erst Fakten liefern. Bislang seien zu viele Einzelheiten ungeklärt. Schließlich handelt es sich nur um einen Grundsatzbeschluss der künftigen Regierungspartner. „Leitentscheidung für G9“ nennen das Armin Laschet (CDU) und Christian Lindner (FDP). Das bedeutet Spielraum: Das Abitur nach neun Jahren soll am Gymnasium wieder die Regel werden. Die Schulen sollen aber auch beim G8-Abitur bleiben können und dann zusätzliche Unterstützung erhalten.

Die Details bleiben vorerst unklar. Gerhard Kath, Schulleiter des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums, spricht von einer bislang unausgereiften Entscheidung, die keinen Mut aufweise. Er wünsche sich klarere Vorgaben. „Auch die Frage der Lehrerversorgung muss geklärt werden“, sagt Kath. Seine Kollegin Emmy Tressel, Leiterin des Marie-Curie-Gymnasiums, weist zudem auf inhaltliche Fragen hin. „Zum Beispiel, ob es den langen Tag in der Sekundarstufe I noch gibt“, sagt sie. Der Schulleiter des Albert-Einstein-Gymnasiums in Kaarst, Bruno von Berg, steht G9 „grundsätzlich positiv gegenüber. Schüler brauchen Zeit, den Stoff nicht nur zu lernen, sondern zu durchdringen.“ Allerdings müsse die Ausgestaltung noch geklärt werden. Das sieht auch Volker Werker, Leiter des Kaarster Georg-Büchner-Gymnasiums, so. „Offen sind Fragen wie wann die zweite Fremdsprache eingeführt wird, wann der Wahlpflichtbereich“, sagt er und verweist außerdem auf den Arbeitsaufwand, den die Umstellung mit sich bringt: „Wir müssen die Lehrpläne komplett überarbeiten.“

Die Rückkehr zu G9 an den Gymnasien wird allerdings — mittelbar — auch die Gesamtschulen treffen, die ein Alleinstellungsmerkmal verlieren würden. Achim Fischer, Leiter der Janusz-Korczak-Gesamtschule und Sprecher der Leiter aller weiterführenden Schulen in Neuss, betont, dass zunächst einmal abgewartet werden müsse, wie viele Gymnasien in Neuss sich für das Festhalten an der Option G8 entscheiden. Zudem sehnen sich alle Schulleiter nach einer klaren Regelung. „Pädagogik braucht Verlässlichkeit und Ruhe“, sagt er.