Gutachter favorisieren Fusion

Sie empfehlen, keines der betroffenen Krankenhäuser zu schließen, aber es werden Veränderungen nötig sein.

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Rhein-Kreis. Die Weichen in Richtung Krankenhausfusion sind gestellt. Zumindest aus medizinischer Sicht kommt ein Strukturgutachten, das dem Rat heute in nicht-öffentlicher Sitzung vorgestellt werden soll, zu einem eindeutigen Ergebnis: Eine wirtschaftliche Einheit von städtischem Lukaskrankenhaus und angeschlossener Rheintorklinik einerseits sowie den beiden Kreiskrankenhäusern andererseits bietet die größten Entwicklungsmöglichkeiten. Vor allem aber ergab die Untersuchung, dass das Lukaskrankenhaus schon mittelfristig zu klein sein wird, um auf dem Gesundheitsmarkt alleine bestehen zu können.

„Man muss sich bewegen“, schlussfolgert Thomas Nickel (CDU), der Vorsitzende des Verwaltungsrates, der angesichts der Deutlichkeit dieser Aussage klar macht: „Jede Veränderung bringt Vorteile.“ Auch für die Patienten in Neuss.

Sein Stellvertreter Michael Klinkicht (Grüne) fügt hinzu: „Gemeinsam haben wir eine echte Chance, uns im Verbund dauerhaft und zukunftsfähig aufzustellen.“ Tobias Heintges spricht als ärztlicher Direktor für das „Lukas“, kommt aber zum gleichen Ergebnis: „Stand heute bräuchten wir keine Fusion. Aber es geht um die Zukunftssicherung des Hauses und der Versorgung.“

In der Sitzung der Krankenhauskommission, der die Ergebnisse schon am Mittwoch im Lukaskrankenhaus präsentiert worden waren, kamen die Vertreter von Stadt und Kreis daher überein, wirtschaftliche, steuerliche und kartellrechtliche Fragen sowie die Frage nach der besten Rechtsform — bei einem Zusammenschluss — zu klären. Bürgermeister Reiner Breuer, der im Stadtrat zu den Befürwortern einer Fusion gezählt werden kann, geht aber davon aus, dass diese Entscheidungsgrundlagen nicht so bald vorliegen werden. Was auch passiert, es passiert frühestens 2018.

Die von Stadt und Kreis gemeinsam beauftragten Gutachter empfehlen, keines der kommunalen Häuser im Rhein-Kreis zu schließen, um eine wohnortnahe Versorgung zu gewährleisten.

Allerdings tun Veränderungen Not. So wird angeregt, die defizitäre Geburtshilfestation im Grevenbroicher St.-Elisabeth-Krankenhaus zu schließen. Sie hätte allerdings nach Überzeugung der Gutachter ganz unabhängig vom am Ende gewählten Modell kaum eine Zukunft. Als Stärke des Grevenbroicher Hauses sehen die Gutachter dagegen das Brustzentrum zur Krebsbehandlung. Das könnte weiter ausgebaut werden.

Das städtische Lukaskrankenhaus als größte Klinik im Verbund würde Aufgaben abgeben, um die neuen Partner zu stützen, darf allerdings darauf bauen, bei einem „gesellschaftsrechtlichen Zusammenschluss“ seine Stärken weiter ausbauen zu können. Dazu zählen die Kardiologie und die Geburtshilfe, aber auch schwierige chirurgische und onkologische Befunde würden künftig in Neuss behandelt. Vorteil des so beschriebenen „Leuchtturm-Prinzips“: Ohne den Verbund verlieren die Krankenhäuser Patienten an Kliniken im Umland, mit ihm können sie sogar wachsen.

Roland Sperling (Die Linke) warnt davor, ortsnahe Strukturen vorschnell aufzugeben. Eine Abteilung zu schließen, wie für Grevenbroich vorgeschlagen, könne nur letzte Option sein: „Das ist keine Kleinigkeit.“ Arno Jansen (SPD) aber glaubt, dass auch für diesen Fall unbürokratisch Lösungen gefunden werden können.