K37n heißt nun Genscher-Straße

Barbara Genscher, die Witwe des verstorbenen FDP-Politikers, war zur Taufe zu Gast in Kaarst.

Foto: Tinter (2)/Fischbach

Kaarst. Seit gestern trägt sie einen großen Namen: Die Kreisstraße 37n heißt jetzt Hans-Dietrich-Genscher-Straße. Die Witwe des 2016 im Alter von 89 Jahren verstorbenen FDP-Bundespolitikers enthüllte um kurz nach 13 Uhr das Schild an der Kreuzung Hüngert. „Das ist für mich ein sehr emotionaler Auftritt“, sagte die 81-Jährige, die sich in ihrer Ansprache beim Rat der Stadt, der Kaarster FDP und vor allem bei den Jungen Liberalen als Impulsgeber für die Benennung bedankte. „Mein verstorbener Mann würde sich über diese Ehre sehr freuen, über die Anerkennung und die Würdigung seiner politischen Leistung“, sagte sie gerührt und wünschte allen Autofahrern „und vor allem jenen auf der Hans-Dietrich-Genscher-Straße eine gute und unfallfreie Fahrt“.

Vertreter der Politik und der Stadt Kaarst, des Rhein-Kreises Neuss und des Möbelhauses Ikea waren gestern zur Benennung der Straße gekommen. Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus erinnerte an die politischen Leistungen Hans-Dietrich Genschers, der zu den bekanntesten politischen Persönlichkeiten Deutschlands gehört. Im Jahr 1927 in Halle an der Saale geboren, verließ Genscher 1952 die DDR und trat noch im gleichen Jahr der FDP-Fraktion bei. „Im Jahr 1969 war er in der sozialliberalen Koalition zunächst Innenminister unter Willy Brandt und später Außenminister unter Helmut Schmidt sowie Helmut Kohl“, erinnerte Ulrike Nienhaus. „Seine großen Themen waren immer die deutsche Wiedervereinigung, die Entspannungspolitik und der Kampf gegen den Terror — Themen, die uns heute so nah sind wie damals“, sagte die Bürgermeisterin.

Nienhaus erinnerte vor allem an Genschers Auftritt auf dem Balkon der Prager Botschaft im Jahr 1989, bei dem er den Menschen mitteilte, dass ihre Ausreise möglich sei. „Worte die zur Hälfte im Jubel untergingen und die Ausdruck seines Lebenswerkes sind. Geschichte ist, was in den Herzen bleibt“, so Bürgermeisterin Nienhaus. „Hans-Dietrich Genscher ist eine geschichtsprägende Figur, ein Mann, der viel für unser Land getan hat — und er war ein Brückenbauer. Er ging auf die Menschen zu.“ Auch die neue Kreisstraße sei angelegt, um Verbindungen zu schaffen, schlug die Bürgermeisterin den Bogen. „Sie verbindet Orte, Ortsteile und Menschen miteinander. Und mit dem Haus, dass wir bald in der Nummer eins finden werden, haben wir ein nachhaltiges Projekt, das in die Zukunft schaut — wie es auch Hans-Dietrich Genscher immer getan hat.“

Für Kreisdirektor Dirk Brügge ist die K37n eine besondere und wichtige Kreisstraße. Er hob die Beharrlichkeit Franz-Josef Moormanns hervor, „dieses Projekt zu realisieren. Ich muss immer noch Ex-Bürgermeister sagen“, fügte er schmunzelnd hinzu. Nur rund zwei Jahre nach dem ersten Spatenstich sei das 16-Millionen-Euro-Projekt nun Realität. Den Namen Hans-Dietrich Genschers trage die Straße mit Würde. „Er war ein Mann, der Brücken gesucht und tragfähige Wege gefunden hat“, so Brügge. Von der Kreisstraße würde die Stadt Kaarst ebenso profitieren wie der gesamte Rhein-Kreis Neuss.