Gesamtschule Leostraße: „Wir bauen alles gemeinsam auf“
Für 110 Schüler war am Donnerstag in der neuen Gesamtschule an der Leostraße Unterrichtsbeginn.
Neuss. Das aufklappbare Krankenbett lehnt noch samt Verpackung an der Wand des Sanitätsraums, die Erste Hilfe-Kästen stehen unsortiert herum. Gleich nebenan sitzen Ute Deckers und Olaf Templin im Büro des Schulleiters, das wie der Rest der Verwaltung provisorisch in einem Container eingerichtet wurde. Für Templin verlief der Einzug in die neue Gesamtschule in der Nordstadt trotz aller Provisorien zufriedenstellend.
„Der Container stand eher als erwartet. Das neue Mobiliar ist zwar erst knapp vor der Eröffnung, aber früher als erhofft eingetroffen“, sagt der Schulleiter, der zuvor Oberstufenleiter an der Hulda-Pankok-Gesamtschule in Düsseldorf war. Am Donnerstag wurde der Schulbetrieb offiziell aufgenommen, einen Tag nach der feierlichen Eröffnung. Für insgesamt 110 Kinder hat an der Leostraße der Unterricht begonnen.
Bis Montag steht jetzt vor allem das Kennenlernen im Vordergrund. „Die Jungen haben die Mädchen mit einem Fragebogen nach ihren Interessen gefragt und umgekehrt“, berichtet die zehnjährige Angela. Sobald die Mensa — voraussichtlich Anfang nächster Woche — eröffnet ist, endet der Unterricht regulär um 15.40 Uhr. Insgesamt bringt die dritte Neusser Gesamtschule zwei Klassen mit 28 Kindern und zwei weitere mit 27 Schülern unter.
Dabei handelt es sich jeweils um Inklusionsklassen. Das heißt, dass an der neuen Schule auch Kinder mit erhöhter Fördernotwendigkeit angemeldet sind, jeweils zwei pro Klasse. Dabei sollen die geistige Entwicklung, Sprache, Sehen, Lernen, Hören und Kommunikation sowie die soziale und emotionale Entwicklung je nach Bedürfnis gefördert werden.
Der gemeinsame Unterricht ist für Templin ein wichtiges Anliegen. „Dadurch, dass sich die Kinder gegenseitig helfen und Dinge erklären, lernen sie unheimlich viel voneinander. Wir wollen keine Trennung, sondern Integration“, sagt der Schulleiter. Statt Frontalunterricht stehen Methoden der modernen Didaktik wie kooperatives Lernen im Vordergrund.
Allein Kinder mit dem Förderschwerpunkt Motorik konnten bislang noch nicht berücksichtigt werden. „Das Schulgebäude ist noch nicht barrierefrei ausgerichtet. Wir hoffen aber, dass wir es bis zum nächsten Schuljahr schaffen“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Ute Deckers.
Insgesamt umfasst das Kollegium zehn Lehrkräfte, zusätzlich stehen ein Sozial- und zwei Sonderpädagogen zur Seite. Sie sind Ansprechpartner und geben Ratschläge für den Umgang mit förderbedürftigen Kindern. Für die Lehrer soll es künftig zusätzliche Fortbildungen geben, damit sie den Bedürfnissen der Schüler optimal gerecht werden. „Das bezieht sich auf alle Kinder. Denn jeder hat Förderbedarf, nicht nur Schüler mit amtlichem Nachweis“, betont Deckers. Daher werde auch für jeden Schüler ein Förderplan erstellt.
Auf die Herausforderung als Leiter einer völlig neu errichteten Schule freut sich Templin besonders. „An lange bestehenden Schulen kostet es viel Kraft, Kollegen von Routinen und Bewährtem abzubringen. Jetzt bauen wir alles gemeinsam auf, bringen unterschiedliche Erfahrungen ein und weichen von alten Mustern ab.“