Gesundheitsreport der AOK Im Rhein-Kreis mangelt es an Hausärzten
Rhein-Kreis · Wie gut ist die gesundheitliche Versorgung im Rhein-Kreis? Diese Frage wird im Gesundheitsreport der AOK beleuchtet. Besonders mit Blick auf die Angebote zur Früherkennung von Erkrankungen sind die Ergebnisse alarmierend.
Um schwere Krankheitsverläufe zu vermeiden, ist eine gute Vorsorge das A und O. Denn nach medizinischer Einschätzung könnte die Zahl schwerer Krankheitsverläufe wie Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Dialysebehandlung durch eine konsequente fachärztliche Begleitung oder die Teilnahme an einem strukturierten Behandlungsprogramm reduziert werden. Doch um das gewährleisten zu können, braucht es vor allem eins: eine gute gesundheitliche Versorgungslage. Wie es um diese im Rhein-Kreis Neuss bestellt ist, beleuchtet die AOK Rheinland/Hamburg in ihrem jüngsten Gesundheitsreport. Die Analysen zeigen: Es gibt Potenzial für Verbesserungen.
Um die ambulante Versorgung in einer Region zu bewerten, hat die AOK einen sogenannten Versorgungsgrad ermittelt. Dieser beschreibt das Verhältnis der Anzahl an niedergelassenen Ärzten zu einer rechnerischen Sollzahl. Im Fall der Hausärzte hält man einen Mediziner je 1671 Einwohner beispielsweise für angemessen. Doch während der Versorgungsgrad in Dormagen (112,8 Prozent) und Neuss (107,4 Prozent) überdurchschnittlich gut ist, weisen andere Kommunen Lücken auf. Besonders in Kaarst (89,4 Prozent) und Korschenbroich (83,9) herrscht großer Bedarf. Denn bei einem Versorgungsgrad unter 100 Prozent ist laut AOK von einer drohenden Unterversorgung an niedergelassenen Ärzten zu sprechen.
Dabei ist eine gute Erreichbarkeit der Hausärzte mit Blick auf die Gesundheitsversorgung wichtig. Sie übernehmen Diagnostik und Therapie bei akuten Gesundheitsproblemen und in der Langzeitbehandlung bei anhaltenden Krankheiten. 19 Prozent der Menschen im Rhein-Kreis Neuss müssen jedoch mehr als 15 Minuten fahren, um ihren Hausarzt zu erreichen. „Mit der Auswertung unserer Versorgungsdaten möchten wir die medizinische Versorgung vor Ort beleuchten und Versorgungslücken aufdecken“, sagt Marion Schröder. Der Regionaldirektorin der AOK Niederrhein zufolge müsse man Reize in den Regionen schaffen, damit sich Hausärzte auch in ländlichen Regionen niederlassen.
Bei den Behandlungszahlen
über dem Durchschnitt
Mit Blick auf die Behandlungszahlen liegt der Rhein-Kreis jedoch über dem Durchschnitt. Ein Beispiel: Die Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2. Dabei handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung, an der jeder Zehnte im Rhein-Kreis erkrankt ist. 75,8 Prozent aller AOK-Versicherten im Rhein-Kreis nehmen am sogenannten strukturierten Behandlungsprogramm, einer engmaschigen ärztlichen Begleitung der Krankheit, teil. Eine medikamentöse Therapie nimmt hingegen nur die Hälfte der Betroffenen wahr. Die Gründe hierfür lassen sich jedoch nicht aus den Zahlen ableiten.
Noch erschreckender ist jedoch der Blick auf die Zahl der Bürger und Bürgerinnen im Rhein-Kreis, welche eine Untersuchung zur Früherkennung von Krebserkrankungen in Anspruch nehmen. Während 33,6 Prozent der Frauen ab 20 Jahren sich regelmäßig untersuchen lassen, sind es bei den Männern nur rund 19 Prozent. Damit liegt der Rhein-Kreis zwar immer noch über dem Durchschnitt, doch reicht das in den Augen von Schröder nicht aus. „Das ist einfach zu wenig“, betont sie mit Blick auf das schnelle Wachstum von Krebszellen. Auch der Kreisgesundheitsdezernent Gregor Küpper betont: „Das Bewusstsein in der Bevölkerung muss noch größer werden. Weniger als 20 Prozent, das ist fast nichts.“ Die Bestrebungen des Kreises, die Menschen über die sozialen Medien, Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit über die Bedeutung von Vorsorgeuntersuchungen zu informieren, sollen deshalb fortgesetzt werden.
Doch auch mit Blick auf die Auswertungen der Versorgungsdaten im AOK-Report habe der Kreis nun eine Grundlage, um Verbesserungen an der Angebotsstruktur vorzunehmen und Menschen mit ihren Krankheitsbildern zielgerichtet zu erreichen oder entsprechende Präventionsangebote zu vermitteln. Denn: „Die Gesundheit ist das kostbarste Gut, das jeder von uns hat“, wie der Gesundheitsdezernent deutlich macht.