Geteilte Meinungen über Feierabend-Trödel

Käufer freuten sich darüber, dass ein Gedränge ausblieb. Verkäufer hofften auf mehr Umsatz.

Foto: Woitschützke

Neuss. Entspannt lehnt sich Martina Linden zurück in ihrem Campingstuhl. Es ist kurz nach 19 Uhr an einem lauen Sommerabend. Die Neusserin strickt einen Schal, gleichzeitig plaudert sie mit einer älteren Dame, die sich für ihre schlanken Sektkelche interessiert. Die hat sie neben Porzellan, CDs und anderen Habseligkeiten auf einem Klapptisch ausgebreitet. „Wir mögen diesen Trödelmarkt am Freitagabend, gerade, weil es nicht so voll ist wie an einem Sonntagmorgen und man als Verkäufer ganz entspannt um 15 Uhr kommen und aufbauen kann, statt schon um 5 Uhr morgens anrücken zu müssen“, sagt die Neusserin, die sich ihren Stand mit ihrer besten Freundin Kirsten Schweickert teilt. „Die Stimmung ist angenehm, die Kunden sind gut gelaunt“, lobt auch Schweickert.

Mice Kurt, Verkäufer

Allerdings äußern sich nicht alle Trödler, die am Freitagabend von 16 bis 22 Uhr den Weg zum Parkplatz am Rennbahnpark gefunden haben, über das ausgebliebene Gedränge positiv. „Leider kommen bislang nicht viele Besucher — ich hatte mir mehr erhofft“, sagt Hobby-Trödler Mice Kurt aus Viersen, der für seinen zwei Meter langen Tisch 16 Euro Standgebühr bezahlt hat. „Den Betrag muss ich erst einmal verdienen.“ Zwar spiele das Wetter diesmal mit, doch in den Ferien seien wohl viele Neusser ausgeflogen, räumt Melanie ten Wolde ein. Sie ist Junior-Chefin der Grevenbroicher Jakob Iven GmbH, die den Neusser Abendmarkt sechsmal pro Jahr, immer am ersten Freitag im Monat, auf dem Rennbahngelände veranstaltet. „Der Platz ist weitläufig, daher verteilen sich die etwa 40 Verkäufer. Aber es könnten in der Tat ein paar mehr sein.“

Lilia aus Moldawien, die in Düsseldorf wohnt, hat immerhin schon eine Packung Legosteine verkauft. Ansonsten schaut sie wie viele Trödler, die Spielzeug, ihr ewig nicht benutztes Porzellan, die Reithose, die der Tochter nicht mehr passt, oder die neonpinken Pumps einer bei Jugendlichen angesagten Marke zu Geld machen wollen, mangels Kundschaft etwas betrübt in den Freitagabendhimmel. „Nach getaner Hausarbeit habe ich freitagsnachmittags viele entspannte Kunden erwartet“, bemerkt sie.

Abend- und Nachttrödelmärkte seien in ihrer Heimatstadt Köln sehr beliebt — daher habe sie in Neuss einen ähnlich vollen Markt erwartet, sagt Trödelfan Katrin, 33, die kürzlich von Köln nach Neuss gezogen ist und im Rennbahnpark nach Schmuck sucht. „Am frühen Abend einen Flohmarkt zu besuchen ist für mich ein perfekter Abschluss für die Woche. Leider habe ich heute nichts gefunden“, bedauert sie.

Der 19-jährige Malte Schweickert ist erfolgreicher und konnte seine Plattensammlung um drei Exemplare vergrößern. „Es macht Spaß, ohne Gedränge und Gerangel zu stöbern“, sagt er zu seiner Mutter Kirsten, die Selbstgestricktes anpreist. Verkäufer behielten zudem einen guten Überblick. Der nächste Abendmarkt am 1. September sei schon im Kalender vermerkt.